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Arbeitstag bei Knut-Wetter - mit Chillout-Mucke

Bereits gestern war aus der Wetter-App erkenntlich, dass es heute kein toller Tag werden sollte - zumindest was das Wetter angeht. Zwischen 11 und 14 Uhr zeigte die Regen-Animation leichtere Regenschauer voraus. Aber keine Gewitter. Also sollte die Etappe zu schaffen sein....


Mein Wecker ging um 6:45 Uhr, so hatte ich bis zum Frühstück um 7:30 Uhr Zeit, kurz zum Aufwachen zu Duschen (weil ich sonst so wenig Wasser sehe), alles vorzubereiten und die Wasserflaschen aufzufüllen. Überpünktlich ging ich dann ins Restaurant und genehmigte mir das durchschnittliche Frühstück. Mich sprach ein junger Franzose an, den ich gestern schon gleich am Anfang überholt hatte. Er war am Grübeln, ob er die heutige Etappe laufen sollte oder nicht - der Regen war für ihn nicht so sympathisch. Wer kann es ihm verdenken - für mich ja auch nicht. Aber ich bin es inzwischen gewohnt (mag es aber trotzdem nicht).


Relativ pünktlich um kurz vor halb 9e ging ich los. Durch die Ortschaft bis zum Fluss, einmal rüber - Anstieg! So einfach, aber klar. Nicht erst warm werden, nein, Kaltstart. Zack! Am Wegweiser stand: Balme (mein Ziel) 8:10 Stunden. Wow! Das ist ein Wort. Also so ca. um 16:45 Uhr könnte ich dort sein, wenn ich keine Pause machen würde - es sind ja reine Laufzeiten angeschrieben. Okay, dann nicht zu lange Pausen machen heute, sonst wird es spät.



Es war ein langweiliger Aufstieg. Wieder einmal. Durch den Wald, ohne etwas Besonderes, ab und zu ein Bachlauf - das war's. Weil ich heute keine Lust auf solch einen Aufstieg hatte, machte ich für mich und meine inzwischen dazu gekommenen 30 Freunde über YouTube-Music etwas Chillout-Mucke an. Die hatte ich - warum auch immer - offline verfügbar. Na wunderbar - das passt doch. Also Handy angeschaltet, etwas leiser gestellt, damit es nur nebenbei läuft, und wieder in meine Schutztasche gesteckt. War sehr gut zu hören. Und so 'trottete' ich den Berg hoch. Und meinen neuen Kumpels gefiel es auch sehr gut - zumindest flogen sie aufgeregt und unablässig um meinen Kopf, setzten sich auf alles, was verschwitzt war (also alles!).



Später wurde der Wald lichter, aber es fing auch zu regnen an. Erst nur leicht, ein einfaches Nieseln, sodass ich noch keine Jacke brauchte. Den Rucksack hatte ich schon gleich passend eingepackt. Dann ab halb 11e wurde es aber mehr und so musste ich doch Regenrock und -jacke rausholen und anziehen. Das war auch der Zeitpunkt, wo sich meine Freunde verabschieden mussten - oh, war ich traurig. 😉



Und so lief ich im Regen durch ein Meer aus Felsen, Bächen und Seen, immer wieder wurde auch die Vegetation sehr dicht, sodass ich mit den Schuhen und den Hosenbeinen schön das Wasser aufsammelte. Und die Bachläufe auf den Wegen waren auch wieder da. Zwischendurch war der Aufstieg etwas leichter, gegen Ende aber knackig. Und ich musste über ein paar felsige Passagen, bei Regen ist das nicht so lustig. Man muss jeden Schritt überlegen, möglichst immer Kanten im Fels nutzen, um die Rutschgefahr zu minimieren.



Die letzten Meter hatten es nochmal in sich und gingen sehr steil, aber über einen Weg aus Serpentinen nach oben bis zur Scharte ("Colle di Trione", 2.498 mNN). Ein letzter Blick zurück - grau in grau. Ein Blick voraus - grau in grau. Dann hält mich hier oben nicht viel. Eine Pause wäre nicht gemütlich geworden, ich war von innen wie von außen schon nass. Und es wehte ein kalter Wind, klar, an einer Scharte ist das normal.



Ich setze also meine Wanderung ohne Pause fort. Es ging hinunter, deutlich einfacher als es der Aufstieg vermuten ließ. Ein einfacher Grasweg mit vereinzelten Felsen bzw. Steinen, keine große Steilheit, und so kam ich schnell hinunter. Erst an einem kleinen See vorbei ("Lago Vasuero"), dann über Kuhweiden und schließlich über Wiesen mit Steinmauern und später viel Heidekraut. Zwischendurch überholte ich Lorraine und Hanno, nur heute entstand kein Gespräch, also bin ich relativ zügig weiter gelaufen. Wollte auch so schnell als möglich ins Tal und zur Unterkunft, um aus den nassen Sachen raus zu kommen.



Gegen 13 Uhr musste ich noch einen Einschnitt nehmen, der Weg war mit Gras gesäumt, welches aufgrund des Wassers an den Halmen genau im Laufweg hing. Und ab dann war es um meine Schuhe geschehen - bei jedem Schritt merkte ich das Wasser darin und quetschte sich durch die Zehen. Es kamen die Erinnerungen an Juni hoch - da war doch mal etwas gewesen. Ein Déjà-vu überkam mich....



Die letzten Meter gingen dann durch Gebüsch und einen Wald, bevor ich im Tal auf einer Schotter-, später Asphaltstraße in Richtung Balme lief. Während des Laufens hörte ich aber noch ein gewaltiges Grollen aus Richtung des Bachs. Ich zweigte kurz von der Straße ab und sah, wie der Bach über ein paar Stromschnellen schoss. Ist schon immer wieder ein tolles Schauspiel, solche Wassermassen, die über und zwischen den Steinen durchfließen.




Ich ging weiter, bog kurz vor Balme in den Ortsteil Cornetti ab und fragte bereits um viertel nach 2e im örtlichen GTA-Posto Tappa nach einer Unterkunft. Da es schon sehr spät im Jahr ist, stehen immer freie Zimmer und Betten zur Verfügung - so auch hier. Bin in einem 6-Bett-Zimmer alleine, das ist gut so. Erst geduscht, dann die nassen Sachen auf Angebot des Hausherren auf einen Kleiderständer vor den Holzofen gestellt. Ob das bis morgen trocknet? Vor allem die Schuhe trotz Zeitung? Egal, sonst ziehe ich sie halt feucht wieder an, werden schon irgendwann wieder trocken.



Ich hatte heute also meine Tour ohne eine einzige Pause 'abgearbeitet' - anschaulicher kann man es eigentlich nicht formulieren. Das Wetter hatte alles andere vermiest. Es regnete immer noch, als ich mich im Gastraum über eine gemischte Salami-Schinken-Käse-Platte mit Weißbrot her machte. Ich hatte echt Hunger - weil nichts gegessen seit dem Frühstück.

Dafür habe ich die Etappe, die im Rother Wanderführer mit 8 Stunden und am ersten Wegweiser mit 8:10 Stunden angeschrieben ist, in 5:40 Stunden geschafft. 16 km, 1.440 Hm rauf und 1.090 Hm runter, am Stück, ohne Pause gelaufen. Wobei ich sagen muss, dass im Wanderführer sogar 1.600 Hm rauf beschrieben sind, runter 1.250 Hm. Ich denke, da liegt komoot falsch, schon alleine wenn man tiefster und höchster Punkt betrachtet.

Lieber wäre mir dennoch einer Wanderung bei Sonne, schönem Wetter und mit Pausen am Berg. Aber dazu gibt es sicherlich noch Gelegenheit.


Das Abendessen nahm ich dann hier im Haus ein. Eigentlich wollte ich mich mit Lorraine und Hanno in der örtlichen Pizzeria treffen, diese hat aber wegen Ferien in Italien diese Woche noch zu. Pech gehabt, dann eben hier, auch okay. Hauptsache was warmes in Magen - und dazu ein Glas Wein. ☺️


Kaputt bin ich aber schon etwas, vor allem meine Beine und Knie merke ich. Aber auch kein Wunder. Über 2.500 Hm im Auf- und Abstieg, dazu keine Pause. Da kann ich sie verstehen. 😂

Morgen dann 'nur' 1.100 Hm rauf und 1.250 Hm runter. Und dann kommen zwei Tage, die etwas weniger beinhalten. Also fast schon Pausentage... 😁


Habt erstmal einen schönen Sonntagabend, und allen Kindern, die Morgen wieder in den Schulalltag einsteigen: startet gut und schleppt euch nicht mit Büchern kaputt!


Bis dann


Knuti

82 Ansichten2 Kommentare

2 Kommentare

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uettling
08. Sept. 2024
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Hi Knut,

man könnte fast glauben, Stg.und die Arbeit rufen, darum solche Gewalttouren! Die armen Knochen!

Trost, es kommen bestimmt wieder bessere Tage. Wir sitzen hier am Riegsee, beim Aufbau hats angefangen zu regnen, soll bis nä. Montag über eine Woche durchregnen. (Kleiner Trost ??)

Grüße B u U

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Knut
Knut
09. Sept. 2024
Antwort an

Hi Dad!


Was soll man bei solch einem Wetter machen? Im Regen auf einen Stein setzen, in die grauen Wolken blicken und sagen: was wäre das für eine schöne Aussicht?

Dann lieber weiter laufen und schneller unter die warme Dusche kommen... 😂


Die vielen Höhenmeter, die es zu bewältigen gibt, sind bei der GTA einfach so. Das ist das Konzept dieses Weges. Von Tal zu Tal. Und das beinhaltet kurze Strecken mit vielen Höhenmetern.


Wünsche euch einen schönen Urlaub, trotz Regen! Ihr habt ja zum Glück die Wahl, ob ihr raus wollt oder doch nicht.... 😉


Werde es schaffen! 👊

Gruß, Knut

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