Für die Übernachtung von gestern (Dienstag) auf heute (Mittwoch) hatte ich ja ein paar Höhenmeter erarbeiten müssen - nun konnte ich heute davon profitieren. Es ging hinab zum Lago Maggiore, im wahrsten Sinne des Wortes. Es waren nur Höhenmeter abwärts erforderlich - die angeblichen 10 Hm rauf lass ich jetzt einfach mal unerwähnt... 😁
Ich hatte gedacht, dass hier kaum noch jemand übernachtet, aber beim Frühstück waren dann doch mehr Leute anwesend als erwartet. Nicht schlimm, es gab genügend. Da ich kaum Kilometer zu gehen hatte, ließ ich mir Zeit. Die Nacht war so ruhig gewesen, dass ich bis fast halb 8e geschlafen habe - das tat mir wirklich gut. Die letzten beiden Tage hatten (was die Entfernungen und die Hitze angeht) sehr an meinen Kräften und meiner mentalen Stärke gezehrt - ich glaube, man hat es an meinen letzten Blogeinträgen gemerkt. 🙈
Selten war ich so am Zweifeln an meinem weiteren Vorhaben wie die Tage nach und von Lugano. Das war nicht das Wandern, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber gut, ICH war es ja auch, der den Lago Maggiore mit in meine Route aufgenommenen hatte, auch wenn ich es mir anders vorgestellt habe.
Bis ich mit dem mittelmäßigem Frühstück und dem Packen fertig war, zeigte die Uhr schon halb 10e. Boah, so spät bin ich ja noch nie los! 😄 Aber klar, die Schiffe fuhren alle halbe Stunde über den See, da muss ich mich nicht beeilen. Kaum war ich losgegangen und durch das Dorf (wo ich gestern zu Abend gegessen hatte) gelaufen, sprach mich ein Italiener an, der in seinem großen Garten Rasen mähte. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich ihn nicht verstehe, da ich Deutscher bin. Ah, aus Deutschland bist du also.... Und dann ging es los mit Salven auf italienisch. Irgendwas mit 5 Liter Honig, Frauen und noch anderen Dingen. Und dann lud er mich zu einer Tasse Kaffee ein. Ich konnte gar nichts dagegen sagen... 😂
Also zu ihm und seiner Frau (beide schon in Rente) auf den Balkon und ein Glas Wasser sowie eine Tasse Kaffee getrunken. Er versuchte noch mehrfach, mit etwas zu erklären - aber ich Unwissender verstand natürlich nichts. Was für ein Dilemma. Und meine Translater-App gab ständig ihren Geist auf. Und er verstand nicht so ganz das Prinzip. Er redete zu gerne.
Irgendwann signalisierte er mir, dass er den Rasen weiter mähen musste - und ich, dass ich weiter wandern muss. Hat mich sehr gefreut, sehr gastfreundlich von ihnen. Ein schöner kleiner Ausflug!
Ciao! Arrivederci! Buona giornata! Grazie mille!
Noch schnell an der Chiesa (Kirche) San Martino die Aussicht genossen, versucht, mit Niels zu telefonieren (er wollte heute mit seinem Sohn den Hochfeiler erklimmen) und anschließend hinab ins Tal. Der Weg war mal wieder typisch italienisch: mal gut ausgebaut und gepflegt, dann wieder völlig undurchsichtig und verwuchert. Ein ständiges hin und her - warum auch immer. Es ging durch den Wald angenehm, aber stetig hinab, es hatte hier wohl mal gebrannt, es lagen ganz viele angekokelte Äste und Baumstämme herum, aber nur im untersten Bereich der Stämme.
Unten angekommen ging es hinaus aus dem Wald und in die Siedlung. Die Hitze war echt heftig und fast unerträglich. Mein Knie schmerzte weiterhin, die Zehen sowieso, und die wunden Stellen am Rücken trugen auch dazu bei, dass das Wandern in der Ebene in Richtung Lago Maggiore nicht gerade Spaß machte. Nein, so brauche ich das nicht - lieber in den Bergen schwitzen, vor Anstrengung.
Ein Abstecher in einem in Supermarkt brachte ein kühles Getränk und ein paar Fressalien, und nach einer gewissen Zeit des Laufens schlussendlich auch den Blick auf den See. Wow! Tatsächlich geschafft. Nach über 1.200 km Wegstrecke mit knapp 57.000 Hm rauf war ich an meinem Wunschort (als Zwischenziel) Lago Maggiore angekommen. Aber irgendwie wollte dennoch keine große Freude aufkommen. Der See war halt ein See mit Wasser und Bergen drum herum. Und?
Die Belastungen der letzten Tage hat es mir irgendwie vermiest. Hoffentlich ändert sich das noch!
Bis zum Schiffsanleger ging es dann schnell, für nur 3,90 Euro ging es mit dem Schiff von Luino in 25 min. nach Cannobio am Westufer des Sees. Dort wollte ich auf einen einfachen Campingplatz. Und zwar für zwei Nächte - ich muss Pause machen und meine mentale Stärke wieder finden. Sonst wird das nichts mit Nizza. Und der weitere Weg muss auch erst noch geplant werden.
Am Campingplatz war kein Wart da, erst um halb 6e. 🙄 Na gut, dann mit allem Gepäck zurück an den öffentlichen Strand, in den Schatten setzen, den Blick auf das Wasser genießen, den Wind um die Nase wehen lassen. Sehr schön!
Zurück zum Platz, natürlich eine Standmöglichkeit bekommen für pauschal 20 Euro pro Nacht - das ist günstig. Und Waschen kann ich morgen auch, das hilft mir natürlich.
Abends bin ich noch zur Pizzeria ums Eck, danach zur Promenade gelaufen. Und da war echt was los. Und es legten an einer Bar zwei Live-DJs auf, richtig coole Mucke. Ich lief noch einmal die ganze Promenade entlang, wieder zurück, holte mir ein Eis und setzte mich zur Bar mit der genialen Musik.
Morgen habe ich 'frei', da muss ich mich nicht beeilen. Und so war ich erst um 11e im Bett. Zum Glück halfen meine Ohrstöpsel, die Party in der nahen Kneipe zu drosseln - die feierten schon in den morgigen Feiertag 'ferragosto' (Mariä Himmelfahrt) hinein. Mit entsprechend lauter Musik!
Schlaft ihr auch gut!
Bis dann!
Knut
Hi Knut,
Du hast bisher soo großartiges geleistet, Du beißt Dich auch durch das Tief. Wenn Begleitschutz da wäre, gings doppelt gut. Wart auf die neuen Schuhe und Du "fliegst" den "Rest" nach Nizza, vorallem wenn nochmals Begleitschutz kommt. Wir fiebern weiterhin mit Dir. B u U