Leider kamen gestern nicht sehr tiefschürfende Gespräche mit meinem Zimmernachbarn zustande, er war recht einsilbig und eher schweigsam. Ob es vielleicht an seinem fehlendem Unterkiefer lag? 🤔
Naja, ich konnte dennoch einigermaßen schlafen. Auch wenn wieder einmal das Bett zu kurz war und ich mich nicht ausstrecken konnte. Hoffentlich muss ich mir Zuhause kein neues Bett anschaffen, um die Enge zu haben wie hier auf der Reise - das wäre dramatisch. 😄
Das Frühstück war dann überraschenderweise relativ gut, es gab Müsli und ich konnte mich mit normalen Brot satt essen. Da ich heute nur nach Susa absteigen musste (gut 7 km, knapp 1.200 Hm runter) und dort auch erst um 14 Uhr im Hotel einchecken konnte, ließ ich mir beim Zusammenpacken und fertig machen Zeit. Gezahlt, verabschiedet und losgelaufen. Die morgendliche Luft war noch kühl, hier oben auf 1.700 mNN noch besonders schön und sauber. Und es war still. Der Trubel der Stadt mit den ganzen Geräuschen und der Hektik drang nicht bis hier rauf.
Ich lief die ersten Meter, schaute von einem Aussichtspunkt auf die Berge und ins Tal, schlenderte weiter und kam bereits nach 20 min. an ein sehr schönes Häuschen mit gepflegtem Garten außen herum. Niemand da, weder im noch außerhalb des Hauses. Und es war still. Es gab Schatten, einen schönen Waldabschnitt neben dem Grundstück, eine Bank vor dem Haus und in kleiner Entfernung plätscherte ein Wasserhahn vor sich hin. Was für ein schöner Platz, dachte ich und nahm den Rucksack ab. Hier schreibe ich meine Blogs der letzten beiden Tage vor. Genau, so mache ich das. Hier ist es schön und ruhig, warum ins Tal hetzen. Nur die Blogs einstellen ging hier nicht, dazu war das Internet zu schlecht. Egal, das kann ich auch später unten in Susa machen.
Und so saß ich dort vor dem Häuschen, der Blick fiel auf ein paar Berge in Richtung Frankreich, auf deren Gipfeln schon der erste Neuschnee lag. Keine Unmengen, aber man sah es. Auch die Luft war auch schon deutlich kühler, man merkte, dass es doch auf das Ende des Sommers zuging.
Es war absolut ruhig, und ich schrieb, was ich die beiden letzten Tage erlebt hatte. War eine Weile beschäftigt mit Schreiben, Korrigieren und nochmal Nachlesen. Hatte ja auch zwei tolle Tage hinter mir mit viel Erlebten. Da schreib ich dann wieder etwas mehr.... Aber ich wurde doch irgendwann fertig.
Um halb 1e wollte ich dann weiter, aber beim Packen des Rucksacks fiel mir mein Essen in die Hände...
Hey, das könnte ich doch auch noch hier machen. Wo kann es schöner sein? Ich wüsste es nicht. Also noch schnell das Essen, was zu Trinken und mein Messer raus geholt und gevespert. ☺️
Frisch gestärkt ging es dann doch irgendwann in den Abstieg. Der Pfad verlief durch verbrannten Wald, sehr skurril anmutend. Hatte ich bislang in meinem Leben auch noch nicht. Der offizielle GTA-Weg war schon sehr zugewuchert, erst in Teilen sehr gut gepflegt, dann wieder völlig mit Bäumen und Sträuchern verwachsen. Komisch, dass es Stellen gibt, wo mit Motorsäge freigemacht wurde, dann plötzlich wieder gar nicht. 🤷
Ich näherte mich dem Tal, die Geräusche - vor allem die der Autobahn - wurden dominanter. Es lichtete sich der Wald und die Vegetation wurde trockener. Ich kam an einem Haus vorbei, das scheinbar bei den Waldbränden vor sieben Jahren den Flammen zum Opfer gefallen sein muss. Die Dachbalken verkohlt, das Dach selbst eingestürzt. Und im Inneren sah man die (metallischen) Überbleibsel des Alltags: Bettgestell, Ofen, Gewürzregal oder Klappfahrrad. Schaurig, wenn man überlegt, wie sich hier wahrscheinlich Anwohner vor den Flammen in Sicherheit bringen mussten, alles zurück ließen und nicht wieder zurück gekehrt sind. 🙈
Noch ein paar Serpentinen und ich war im Tal. Es standen zweieinhalb Kilometer Marsch durch die Vororte von Susa an, was aber keine Strecke ist. Unterhalb der Autobahn ging es am Fluss entlang, man konnte schön die Konstruktion der langgezogenen Talbrücke erkennen: einfach, pragmatisch, nicht im besten Zustand. Und nach einer knappen halben Stunde stand ich vor dem Hotel, konnte einchecken, laß davon, dass ich meine Wäsche waschen kann und ließ mir diese Chance natürlich nicht entgehen.
Anschließend - ich musste sowieso auf die Waschmaschine warten - bastelte ich die Blogs fertig (was für ein Aufwand) und versuchte, für Morgen die Fahrt von Susa nach Crissolo zu organisieren. Was mir aber nicht gelang. Es war zum aus der Haut fahren. Die Busverbindungen fuhren nur am Wochenende oder nur auf Vorab-Anfrage, oder die Seiten der Busunternehmen waren völlig unverständlich (auch im übersetzten Zustand), nicht mal eine Gesamtverbindung konnte ermittelt werden. Nach ewigem hin und her und kurz vor der Verzweiflung disponierte ich um und habe mich entschieden, nicht nach Crissolo zu fahren, sondern nach Sampeyre, ein Tal weiter. Somit überspringe ich zwar zwei Tage mehr, dafür muss ich von Sampeyre bis zum Ende der eigentlichen GTA-Etappe 19 km laufen - also ein etwas anderer Ablauf. Wird schon. B&B ist in Sampeyre schon gebucht.
Aber das Blog fertig stellen, mit Bildern veröffentlichen und diese Organisation des Transfers hat mich den vollständigen Nachmittag gekostet. Und wie und von wo ich von Turin (dorthin fahre ich noch entspannt mit dem Zug) mit drei Bussen dann nach Sampeyre komme, zeigt sich dann morgen. Heute habe ich beim besten Willen es nicht hinbekommen. Irgendwas hat immer nicht funktioniert.
Am Abend bin ich noch in die Altstadt von Susa und hab in der örtlichen Pizzaria eine leckere Pizza gegessen. Die war etwas ungewöhnlich, mit sehr hohem Rand, leckerem Belag aus gebratener Auberginen und Büffel-Mozzarella-Kugeln.
Auf dem Weg zurück kam ich an einer geöffneten Bar und Gelateria vorbei - für Eis war es aus derer Sicht aber leider schon zu spät. Naja, dann nicht - schade.
Am morgigen Donnerstag dann zwangsweise ein Pausentag, um mit dem Zug von Susa nach Turin zu fahren und anschließend - wie und wo auch immer - mit drei Busverbindungen nach Sampeyre zu gelangen.
Hab ja den ganzen Tag Zeit. Sollte gelingen - besser als bislang am Handy versucht zu planen.
Bis dann,
Grüße aus Susa (wo ich keine Unwetterschäden erkennen konnte)
Knut
Hi Knut,
du solltest nicht von Hütte zu Hütte etc. wandern, sondern von IKEA ZU IKEA. Da kannst du dich heimlich nachts einschließen lassen und dir ein King-Size-Bett aussuchen. Zum Frühstück gibt’s dann lecker Köttbullar. Alle Probleme gelöst.
Lieber Gruß Uwe
Hey Knuti, pass die nächsten Tage auf Dich auf... in den Ostalpen wird es recht heftig schneien... hoffentlich kommt bei Dir nicht so viel an. Gut, dass Du nicht andersrum gelaufen bist... 😅 Walk on!
Diesmal kann der Vaddern aber den Bettumbau nimmer durchführen.
Gruß Uwe