top of page
Suche
AutorenbildKnut

Ein Schuh-Dieb ist unterwegs

Letzte Nacht im Zelt. Habe ich es zum Glück nochmal etwas ausgenutzt. Es war wirklich schön hier auf dem Campingplatz, kann man sich merken. Und die Nacht war mit Ohrenstöpsel auch gut gewesen. So hab ich die ununterbrochen röhrenden Hirsche nicht gehört. Und auch nicht, dass schon wieder mitten in der Nacht jemand angekommen ist und sich unweit von mir platziert hat.


Als ich das Zelt aufmachte, um aufs Klo zu gehen, waren meine Badelatschen nicht da. 😳

Hä! Die hatte ich aber doch wie immer in die Apside gestellt gehabt. Aber da waren sie nicht mehr.

Also das Außenzelt geöffnet, und da lag einer der beiden Schuhe. Und der andere? Fand ich ungefähr 5 m vom Eingang entfernt neben der leeren Weinflasche, die ich ebenfalls in der Apside gelagert hatte.

Da war doch tatsächlich irgendwann in der Nacht ein Tier bei mir und hat das alles hinfort getragen. Wahnsinn! Zum Glück war aber alles in erreichbarer Nähe und nicht irgendwo!


Ich machte mir mein Frühstück (so wie gestern) und begann, alles in den Rucksack zu packen. Heute war es besonders aufwendig, weil ich in zwei Tagen Urlaub am Campingplatz fast alles aus dem Rucksack draußen hatte. Und dann noch das Zelt. Also wenn ich mir überlege, ich würde das jeden Tag machen müssen.... Puuuh, das wäre aufwendig.

Als ich alles zusammen hatte, war es schon halb 10e. Okay, die heutige Etappe war mit 17,5 km und gut 1.000 Hm rauf nicht total lang, sollte also gut reichen.


Der erste Teil ging an der Hauptstraße entlang, ich war überrascht, dass so wenig los war, schließlich ist Montagmorgen. Aber mir sollte es Recht sein, ist bequemer und angenehmer. Durch ein paar Vororte von Sospel ging es in Schlangenlinie hindurch, bevor ich an die Tendabahn kam. Das ist eine etwas besondere Eisenbahnlinie von Turin über Cuneo bis nach Nizza - Martin und Jonas hatten sie mir schon einmal als Alternative zum Wandern empfohlen, als ich in Turin vorbei kam.

Zu sehen war aber von der Bahnlinie wenig, nur das Portal eines wohl gut 5 km langen Tunnels - leider wenig spektakulär!



Anschließend ging es an den ersten Anstieg. Und der hatte es überraschend in sich. Eine Schotterstraße zu ein paar Anwesen, aber sowas von steil. Puuuh. Und das nach zwei Pausentagen. Und nein, das Ausruhen ist nicht immer das Beste!!! Ich schnaufte, und schob mit den Stöcken, so gut es ging. Glücklicherweise war der Anstieg nicht ewig lang, aber dennoch kräfteraubend. Es ging durch den Wald, sehr verlassen, aber öfters begangen - das sah man. Ich hoffte nur, dass nicht plötzlich ein reuiger Hirsch vor mir steht. Passierte aber nicht.



Ich wechselte auf eine Asphaltstraße, die sich mittels Serpentinen durch die Berge zog. Es ging leicht bergab, ein bisschen Entspannung vor dem nächsten Anstieg. Zufälligerweise kam mir die Familie mit dem Auto entgegen, mit der ich gestern noch am Pool des Campingplatzes geplaudert hatte. War lustig - Zufälle gibt es.... Ein ganz kurzer Plausch (weil gerade kein Auto kam), dann ging es weiter. Und zwar von der Straße wieder in den Wald zurück. Und zack, ging es brutal nach oben. Heftig. Wieder so steil. Lag es an mir, dass ich heute keine Leistung bringen konnte? Oder war es wirklich steiler als sonst. Na, hilft ja nichts. Los weiter!

Zwischendurch fielen ein paar Tropfen vom Himmel. Nichts an meinem Rucksack war für Regen vorbereitet, also schnell abgesetzt und wetterfest gemacht. Bis ich aber den Schlafsack in eine Plastiktüte verpackt und die Regenhülle über den Rucksack gestülpt hatte, war der "Regen" schon vorbei und ich glaube, ich habe mit meinem Schweiß mehr vollgetropft als der Regen selbst. 🙈



Es wurde flacher, es ging durch einen schönen Wald mit Kiefern, Gras und Steinen, es hatte etwas gemütliches und beruhigendes an sich, gefiel mir. An einem Plateau angekommen, konnte ich einen Blick auf die Berge nördlich von Nizza werfen. Man merkte schon, dass sie deutlich niedriger waren als noch vor ein paar Tagen. Aber dass in ca. 10 km Luftlinie Entfernung das Meer war, wurde einem hier nicht bewusst.

Weiter ging es auf einer Schotterstraße, auf der ich ohne große Herausforderung die letzten Meter bis zum großen Abstieg erklomm. Ein letzter Blick zurück, sah toll aus mit den (höheren) Bergen in der Ferne. Und nun kam auch zum ersten Mal richtig die Sonne raus.



Der Abstieg tat mir heute in den Beinen und Füßen weh. Keine Ahnung warum.. Sie fühlen sich so wackelig an und schmerzten... Ich finde, seit mir richtig bewusst ist, dass ich kurz vor dem Ziel bin, habe ich das Gefühl, mein Körper schaltet schon auf Chill-Modus. Kann das sein??? Da hängen wohl Geist und Körper stärker zusammen als man (ich) denkt!

Es ging auf der Via Alpina ins Tal, es war sehr warm, überall karge Gräser und Büsche, steiniger Boden. Ich musste mich teilweise durchs Gestrüpp schlagen, weil es so dicht wurde. Der Weg war aber gut zu erkennen. Und so erreichte ich den tiefsten Punkt der heutigen Wanderung, die Überquerung eines Baches, gegen Mittag. Ich setzte mich auf die Steinmauer der Brücke, machte eine kurze Pause und aß einen Power-Riegel. Mehr hatte ich leider nicht mehr zu Essen. Passt aber, ist ja nicht mehr lange.



Nur noch den letzten Anstieg von knapp 300 Hm, dann hatte ich alle Hm rauf geschafft. An einigen Anwesen vorbei, nicht zu steil, erklomm ich den Berg und musste in der Sonne nochmal ordentlich schwitzen. Kurz vor der höchsten Stelle war am Wegrand eine hölzerne Mountainbike-Rampe - eignet sich auch hervorragend als Liege in der Sonne. 😄

Ich saß da, teilweise im Schatten, später in der Sonne, und kämpfte gegen Müdigkeit. Aber es war so verdammt still, so schön. Genießen, einfach genießen, bald ist es vorbei damit.



Der Abstieg zum Ziel, dem Dorf "Peille" war dann ganz easy und nicht mehr lang. Durchs Örtchen hindurch lief ich zu meiner Unterkunft, die etwas außerhalb lag. Toller Blick, schönes Zimmer, alles wunderbar.


Ich ging rechtzeitig los, um etwas zu Essen. Ich hatte Hunger, warum sollte ich dann lange warten. Es gab nur eine Creperie, also ein Restaurant, dass mehr oder weniger nur Crepes serviert. War aber super lecker: eine Pizza-Crepes, also ein Crepes mit einem Belag wie auf einer Pizza. Vorher noch einen super leckeren grünen Salat mit Tomaten und warmen Baguette-Scheiben mit Ziegenkäse. Nach dem Essen spazierte ich noch durch das Dorf, es hatte ganz viele kleine, sehr enge, aber wahnsinnig hohe Gassen und sah sehr cool aus. Aber seht selbst.



Für morgen dann die vorletzte Etappe, nochmal 20 km, dafür nicht ganz so viele Höhenmeter. Das passt! Und dann am Mittwoch der (hoffentlich) schöne und erfolgreiche Einmarsch am Strand.


Aber jetzt wird erstmal geschlafen.

Liebe Grüße von der Côte d'Azur


Knuti

58 Ansichten2 Kommentare

2 Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
LIP
Sep 30, 2024

Danke für die Bahnbilder. Die Tendabahn isr wirklich sehr viel im Tunnel. 🚂🚞


Heute Abend plantschen im Schwimmbecken? 🏊‍♂️

Edited
Like
Knut
Knut
Oct 01, 2024
Replying to

Hab die Bilder extra für dich (und Jonas) gemacht - war aber wenig aufregend. Komme heute (Di) noch einmal an ihr vorbei, vielleicht gibt es noch etwas zu sehen. 🥸


Planschen im Pool ist bei den kühlen Temperaturen leider nicht so erquickend... 🙁

Edited
Like
bottom of page