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AutorenbildKnut

Ein Tag im Zeichen von Wolken und Gletschern

Das Wetter sah besser aus heute Morgen. Nicht ganz so grau und regnerisch wie gestern Abend noch. Aber so will man (ich) es ja: tagsüber okay, nachts darf es gerne regnen.

Aber warm war es dennoch nicht, einstellige Temperaturen sind in solchen Höhen (die Hütte liegt auf 2.844 m) normal. Also Hose lang machen, Langarmshirt überziehen und hoffen, dass es bald wärmer wird.


Vorher noch frühstücken. Die Art und Weise, wie das Frühstück ausgegeben wurde, passte perfekt in das aus meiner Sicht nicht gute Bild der Hütte. Anstellen, in die Küche rein, Zettel vorzeigen, sagen was man will (Tee oder Kaffee) und bei Tee wurde mit der Teekanne aus einem 100 Liter Topf (keine Ahnung, wie viel da wirklich drin waren) abgeschöpft. Der nächste bitte!

Zumindest durfte man sich Brot, Butter, Käse, Wurst und Marmelade selbst nehmen. Und Müsli auch.


Ich war sehr schnell fertig heute, und so ging ich schon um Viertel nach 8e los.

Heute war es zwar wieder etwas weiter (an die 18 km), aber mit relativ wenigen Höhenmetern (nur knapp 700 Hm im Auf- und Abstieg).Nur das Wetter ist halt auch immer so eine Unsicherheit - siehe gestern.


Es ging sehr entspannt los, ein Höhenweg, der seinem Namen alle Ehre macht. Es ging in das Tal der Rofenache hinein, oben entlang, immer in einer Höhe zwischen 2.700 und 2.850 mNN. Die Berge um mich herum waren mal zu sehen, mal in Wolken gehüllt. Und das wechselte unaufhörlich. Alle paar Minuten meinte man, die Berge würden anders aussehen - aber es waren nur die Wolken, die sich ständig änderten. Es war so schön zu betrachten.



Nach gut 4 km auf einem schönen Plateau mit kleinem Teich machte ich eine erste Pause. Die Wolken zogen aus dem Tal hoch, oben lösten sie sich auf. Und neue kamen dazu - ein ständiges Wechselspiel.




Der Blick Richtung Norden in ein Seitental war gigantisch: links und rechts in den Hängen sah man die Seitenmoräne des früheren Ferners, am Ende des Tals ragte die Hochvernagtspitze (3.536 mNN) mit den sie umgebenden Gletschern empor. Es sah toll aus, erst mit Wolken, später dann ganz klar. Auch auf allen anderen Bergen sah man immer wieder die bläulichen Gletscher schimmern.



Ich musste hinunter in dieses Seitental, Richtung Vernagt-Hütte. Über eine aufwendige Brücke querte ich den Ablauf der Gletscher, bevor es in einen leichten Gegenanstieg ging. Aber nichts wildes. Und weiter ging es auf dem Höhenweg, um einen Hügel herum, neue Blicke auf die Berge - auch wenn es immer die Gleichen waren.



Kurz vor dem Hochjoch-Hospiz (das ist eine ganz normale Berghütte, auch wenn der Name etwas ungewöhnlich ist), machte ich Mittagspause. Ein Brötchen aus Sölden und den Rest meines Käse und Schinkens aus Bruneck. Wieder weniger im Rucksack.



An der Hütte dann ein lustiges Ereignis: als ich beim Abstieg von der Hütte ganz runter zum Fluss war, kam mir ein Wanderer entgegen. Soweit nichts ungewöhnliches. Als er mich aber fragte, ob die Spitzen an den Stecken noch halten, war ich doch etwas überrumpelt. Wie es der Zufall so will, war es ein Mitarbeiter aus dem Sportgeschäft in Sölden, er hat mich erkannt. Cool. Wir haben kurz geredet, auch was das Wetter angeht, gestern hat es in Sölden wohl ziemlich gewütet - hatte ich ja gesehen von meiner sicheren Unterkunft Sessellift-Bergsatation. Und für heute war auch schon wieder schlechteres Wetter vorhergesagt - nur ist ja nie richtig klar, wo und wann.

Und die Wolken voraus sahen nicht sehr gut aus, daher nicht lange schnacken.


Im Tal unten ging es dann über die Rofenache (das ist der Bach des Hintereisferners). Und weil links und rechts massive Felswände waren, hatte man eine Hängebrücke gebaut. Heftig aufwendig.



Ein kurzer Aufstieg folgte, danach ging es in ein ewig lange Gerölltal. Von beiden Seiten flossen überall Bäche ins Tal, auf der gegenüber liegenden Seite waren oben die bläulichen Gletscher zu sehen. Sieht schon toll aus. Gerne würde ich mal in die Nähe, aber der Umweg ist riesig. Also nur gucken...



Die Wolken am Ende des Tales (Übergang von Österreich nach Italien) waren inzwischen heller geworden, die Sonne kam wieder raus, und ich wurde entspannter. Keinen Stress wegen des Wetters mehr. Also nur noch Halbgas statt Vollgas. 😁


Der Weg zog sich, ging kontinuierlich nach oben, Wasser strömte oft über den Weg, und so kam ich der Schöne-Aussicht-Hütte immer näher. Unten im Tal lag ein kleiner See, türkisfarben, leicht trüb von Gletscherwasser. Sah aber trotzdem schön aus.



Kurz vor dem Ziel sah man auf dem Hochjochferner Skilift und Pisten. Ein Teil war wieder mit Tüchern abgedeckt. Und unten Raubbau an der Natur, Speicherbecken, Schotterpisten, Bauwerke.


Und schließlich kam die Hütte ins Blickfeld. Sie heißt nicht umsonst "Schöne-Aussicht-Hütte". Toller Blick auf viele umliegende Berge, auch auf meinen weiteren Weg. Puuuh, das wird anstrengend morgen, ich muss über eine Scharte auf 3.080 mNN.

Aber auch das werde ich schaffen. Warum auch nicht.



Nachmittags hab ich die Sonnenterrasse genutzt. Und den Ausblick genossen. Es war sehr entspannt. So soll es ja sein.


Und beim Abendessen lernte ich Silvia und Wolf kennen, sie ist Bergführerin in Vent, er Wanderer, der sehr gerne in Österreich wandert und geführte Touren über Gletscher geht. Es war sehr unterhaltsam, von den beiden Geschichten zu hören, was sie schon erlebt haben. Und natürlich wurde ich auch nach meinem Weg gefragt - es gab also genügend zu erzählen.


Habt noch einen schönen Abend.

Und bis Morgen - wenn ihr wollt!


Knut

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