Die Nacht war sehr ruhig gewesen, und trotz fehlender Klimaanlage konnte ich im relativ kühlen Zimmer gut schlafen. War also gar nicht so schlimm, dass es keine Klimaanlage gab.
Nun musste das Frühstück noch den ordentlichen Preis für das Hotel rausreißen. Gespannt ging ich nach unten - und wurde herb enttäuscht: für diesen Preis pro Nacht hätte ich schon mehr erwartet, als zwei relativ frische Brötchen und ansonsten eine magere Auswahl. Kein Käse, keine Wurst, kein Obst, kein Joghurt. Das Müsli abgepackt in kleine Beutel. Da kann ich mehr erwarten für mein Geld. Ärgerlich, aber nicht zu ändern.
Der Wandertag begann so, wie der letzte Tag aufgehört hatte: es ging über einen schönen, gut gepflegten Höhenweg durch den Wald, immer leicht auf und ab, bis ins nächste größere Dorf. Von dort musste ich die Zufahrtsstraße nehmen und verlor dabei wieder einige Höhenmeter. Danach ging es auf der Hauptstraße durch einen Straßentunnel - natürlich ohne Gehweg. So ist das in Italien. Doch zum Glück war nicht viel Verkehr. Nach dem ersten Tunnel konnte man auf die alte Fahrstraße ausweichen - und ohne weitere Tunnel oder Autoverkehr den 'neuen' Tunnel umgehen. War irgendwie ein tolles Gefühl - fragt nicht warum. Ich fand es lustig.
Über eine sehr gut hergerichtete, aber gesperrte Schotterstraße querte ich erst ein kleines Tal mit Bachlauf, danach ging es echt steil nach oben bis zu einem kleinen Almdorf. Eine richtige Zufahrtsstraße hatte dieses Dorf nicht, aber es war gut bewohnt. Es lag langgezogen am Hang mit einer tollen Aussicht auf das nächste Dorf, in das ich auch musste: Finero.
Und dort war dann auch Schluss mit gemütlich Wandern... Das Dorf war der Startpunkt des Aufstiegs zum Gipfel "La Cima" (1.810 mNN), über den ich musste, um zum geplanten Refugio zu gelangen. Es galt, innerhalb von 4 km 880 Hm zu überwinden. Am ersten Wegweiser waren 2:30 Stunden angeschrieben. Ob ich das schaffe? Die Zeiten waren schon immer relativ sportlich - so hatte ich es zumindest bislang empfunden. Zum Glück war es heute nicht so warm und die Sonne war meist hinter Wolken versteckt. Auch mal nicht schlecht. Eigentlich hatte die Wetter-App angezeigt, dass es noch regnen soll. Und graue Wolken waren auch schon hinter dem Gipfel zu sehen. Dann los....
Erst noch entspannt durch Wiesen und ein paar Häuser hindurch, wurde es im Buchenwald steil und unnachgiebig direkt. Später waren noch alte Häuser zu passieren, aber der Weg wurde nicht flacher. Und so schwitze ich natürlich wieder maßlos, auch wenn keine Sonne schien. Und ich wollte es tatsächlich wissen und hatte von unten weg Gas gegeben. Nur der letzte Teil das Anstiegs war nicht im Wald. Ein paar alte, verdörrte Bäume standen auf Wiesen und zwischen ein paar Felsen. Und so erreichte ich keuchend endlich wieder einmal ein Gipfelkreuz! Juhu! Oben!
Und? Was sagt die Uhr? Ich rechnete anhand der Aufnahmezeiten der Fotos nach: 4 km, 880 Hm, 1:45 Std. - Respekt, ich kann es noch!
Das Ergebnis dieser 'Hatz' seht ihr im folgenden Video. Nur damit ihr mal ein Gefühl dafür bekommt, wenn ich von Schwitzen rede....
Eigentlich wollte ich oben am Gipfel Pause machen und etwas essen - aber als ich mich umschaute, sah ich, dass es bei den nächsten Bergen schon richtig runter schüttete. Mist. Das kann mich auch treffen - oder aber es wird nur ein Streifschuss.
Also lieber wieder runter vom Gipfel - heute wollte ich mir aus dem Footprint des Zeltes einen Schutz bauen. Weil bis zum Refugio absteigen (ca. 300 Hm) dauerte doch zu lange - und ich wollte nicht gleich wieder runter vom Gipfel.
Also schnell ein paar Höhenmeter nach unten, dort gab es ein paar Felsen, die sich für einen Schutz eigneten. Es waren schon kleine, geschützte Bereiche vorhanden, mit dem Footprint wollte ich es erweitern. Mittels eines Stecken aus Holz, meinen Wanderstöcken und der Plane sowie ein paar Steinen baute ich mir einen Unterstand - so war ich (hoffentlich) geschützt. Ich setzte mich darunter und holte mein Vesper raus.
Es fing an zu tröpfeln, aber so richtig starker Regen kam nicht auf. Ich aß ein bisschen was, schaute raus, aber es klarte eher wieder auf, als dass es dunkler und verregneter wurde. Okay. War es also umsonst gewesen? Naja, nicht ganz, ein paar Tropfen hielt es schon ab. Da es aber nicht richtig anfing, setzte ich mich dann doch offen ins Gras. War gemütlicher. Und die Plane trocknete ab.
Alles zusammen gepackt, nochmals hoch zum Gipfel (wo es dann doch nochmal anfing - wir mir aber dann egal) und anschließend runter zum Refugio Nigritella.
Dort fragte ich nach einer Übernachtung - und war erstaunt, dass es zwar ginge, ich aber noch warten müsste, weil sie erst noch das Zimmer vorbereiten wollen. Okay, passt, Hauptsache ich kann übernachten. Und bald drauf wurde ich auch hinein geführt. Klein, süß, einfach. Und da ich der einzige Übernachtungsgast war, hatte ich das Bad für mich alleine. Völlig in Ordnung.
Und mein Abendessen konnte ich draußen auf der Terrasse mit Blick ins Tal und die umliegenden Berge genießen. Was will man mehr....
Habt noch einen schönen Abend
Bis Morgen - der Sonntag wartet!
Gruß aus den Bergen
Knut
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