Der heutige Tag war zweigeteilt: morgens noch in Sterzing und Bustransfer, nachmittags ganz im Zeichen des seit Jahrhunderten - erstmals urkundlich erwähnt in Jahr 1237 - getätigten Bergbaus zwischen Sterzing und dem Schneeberg.
Da ich in einem Hotel in Sterzing untergebracht war, hieß es mit dem Frühstück Geduld haben. Erst ab 8e war es möglich, schon etwas spät für mich. Aber so konnte ich vorher alles packen, vorbereiten und mich informieren, wo ich Geld holen kann, ein Drogeriemarkt ist für Sonnencreme und wo ich meinen Vorrat an Äpfeln und Riegeln auffüllen kann.
Das Frühstück war echt der Hammer, vor allem gab es frisches Obst und leckeren Saft bzw. Kaffee. Ist halt in einem Hotel in der Stadt schon etwas anderes als am Berg auf einer Hütte. Also ausnutzen, ordentlich zulangen, ich hab dafür bezahlt (typisch deutsch 😜).
Irgendwann kam ich los, ging in die Fußgängerzone zum Geld und Sonnencreme holen, danach Richtung Bahnhof zum Lidl und der Bushaltestelle. Oh man, genau in meinem Bus saßen bereits ca. 40 Schülerinnen und Schüler für einen Ausflug, und kurz vor der Abfahrt kam eine Wander-Seniorengruppe mit ca. 30 Personen angedackelt. Und wie es der Zufall will - es war eh schon chaotisch beim Einsteigen - konnte der Busfahrer kein Wort Deutsch oder Englisch. Und ich war nicht darauf vorbereitet, hätte ja den Translater am Handy benutzen können. 🙄
Aber es hat dann doch geklappt mit meinen Ticket und ich fuhr in Richtung Ridnaun bzw. bist zur Haltestelle "Bergbaumuseum". Ah, hier gibt es ein Museum. Bestimmt interessant, aber eigentlich habe ich keine Zeit dafür, bin spät dran und muss noch bis zur Schutzhütte Schneeberg gut 1.200 Hm aufsteigen. Es war inzwischen halb 12e.
Komoot sagte mir, ich muss durch das Museumsgelände laufen.... Hä? Kann das stimmen?
Ne, eigentlich doch nicht, sonst müsste ich zahlen. Bin zur Cassa rein und hab gefragt: "Doch, das geht sich aus, immer den Lehrpfad entlang, das passt!" Okay, dann eben den Lehrpfad hinauf, sehr steil, mitten durch Gebäude, Gerüste und Seilbahnen, ich war mitten im Museum. Und nach und nach merkte ich, dass es sich hier nicht um einen einzigen Ort handelt, an dem es in den Berg hinein geht und fertig, nein, das "Landesmuseum Bergbau Ridnaun Schneeberg" ist ein Museum der weltweit größten Erz-Übertage-Förderanlage auf Schienen!!!
Und diese Anlage sollte mich den kompletten (Wander-)Tag begleiten.
Es sah stellenweise aus wie auf einer Geisterbahn: Holzkonstruktionen, darauf Schmalspur-Gleise mit ungewohnt kleinen Schienen, uralte Gebäude aus Stein, und kreuz und quer Seilbahnen bzw. Förderanlagen. An einer der Schautafeln wurde mir dann bewusst, was es mit dieser Anlage auf sich hatte: es gab sehr, sehr steile Förderanlagen, wo mittels Seilzügen die Loren auf schrägen Rampen hochgezogen wurden. Und dazwischen sehr, sehr flache Abschnitte, auf denen Schienenstrecken lagen, die nur wenige Promille Längsneigung hatten und die Loren von Pferden oder Maultieren gezogen wurden. Hoffe, meine Erläuterungen waren verständlich.... Ansonsten stellt eine Frage über die Kommentar-Funktion.
Und so war dann auch der Wanderweg aufgebaut (ist eigentlich ein Lehrpfad): steil nach oben an den Rampen entlang, dann wieder zaghaft ansteigend auf den Schienenstrecken. Cool. Und überall konnte man gut die Konstruktionen erkennen und wie diese hergestellt worden waren. Echte Meisterleistung, muss man wirklich anerkennen.
Die erste Rampe nahm ich noch mit, schwitzte mich nach oben, und genoss danach die zaghaft ansteigende Strecke durch den Wald. Oftmals konnte man die kunstvoll gebauten Trockenmauern erkennen, stellenweise lagen noch Schienen, und immer wieder auch Masten der alten Seilbahn. Zwischendurch entschied ich mich aber dennoch, ein Stück Forststraße zu gehen, es war warm und ich wollte ein Stück voran kommen.
Nach der Moarerberg Alm ging es dann nochmal extrem steil nach oben, unmittelbar neben einer der Rampen, die in fast perfektem Zustand war. Und es war so steil - ich habe extra ein waagerechtes Foto gemacht, damit man die Neigung der Rampe erkennen kann.
Und der Wanderweg ging daneben in Mini-Serpentinen hoch und kreuzte unten und oben je einmal. Ich war so fasziniert von den Anlagen, dass ich fast vergaß, dass ich in den Bergen unterwegs war und es auch noch Aussicht gab. 😂
Mitten im letzten Aufstieg machte ich eine kurze Mittagspause, ich hatte mir Brötchen, Käse und Schinken aus Sterzing mitgenommen, die will ich nicht ewig mit mir rumtragen. Für den weiteren Aufstieg war es aber hilfreich, auch mal Pause zu machen.
Und so schaffte ich auch diesen und kam bis zum Kaindljoch (Schneebergscharte). Ein kurzer Blick zurück, dann ein Blick voraus - und man sah sofort, was Jahrhunderte des Bergbaus mit den Tal angestellt hat: viele Abraumhalden, alte Gebäudereste, alte Schienen, und mittendrin die Schutzhütte Schneeberg, aufgebaut in den alten Gebäuden des Bergbaudorfs St. Martin am Schneeberg. Incl. einer eigenen Kapelle. So toll!
Auch hier an der Hütte steht alles im Zeichen des Erzabbaus, wobei Erz nur eines von vielen Edelmetallen war, was hier gefunden und gefördert wurde. Blei, Zinn, Silber und Kupfer, sogar Gold kam ans Tageslicht.
Morgen will ich noch mit Stirnlampe in einen öffentlich zugänglichen Stollen gehen, ich habe nicht so viel vor mir. Da kann ich die Zeit nutzen.
Also war es heute ein wirklich 'historischer' Tag für mich. In keinster Weise so geplant, aber trotzdem sehr lehrreich und interessant. Und aus einem einfachen Wandertag wurde ein Lehrpfad der Vergangenheit hier im Großraum Sterzing.
Vielleicht habt ihr noch Interesse und schaut einfach auf https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schneeberg_(S%C3%BCdtirol) vorbei, da steht noch viel mehr als ich euch erzählt habe.
Morgen laufe ich nur eine kurze Ertappe bis zur Siegerlandhütte.
@Niels: woher kommt mir der Name so bekannt vor...???? 🤔 Ich komme nicht drauf!
Habt einen schönen Abend und schlaft später gut. Ich bestimmt, bin wieder einmal müde!
Liebe Grüße aus den Bergen
Knut
Bester Reisetag! So viele Schienen! 🛤️ 🎉
Lieber Knut, an Dir ist ein Fremdenführer verloren gegangen. Danke für diese tollen Einblicke 👍👍👍