In der Nacht hatte es gewittert, zum Glück aber nicht direkt über uns, sondern etwas entfernt. Und so hatte ich ein bisschen aus dem Fenster geschaut und mich am Spiel der Blitze erfreut - um halb 5e in der Nacht. Ich konnte sogar nochmal schlafen.
Beim Frühstück dann die Überraschung: es gab Mehrkornbrot - unglaublich. Und Kaffee in Unmengen. 😄 Als 'Nachtisch' dann ein Stück Tarte mit Johannesbeergelee. Also DARAN kann man sich echt gewöhnen.
Und die Übernachtung mit dem vielen Abendessen war relativ günstig gewesen, hat mich positiv überrascht. Aber vielleicht auch nur nach der negativen Erfahrung in Orasso.
Bis ich dann los kam, war es eigentlich schon viel zu spät. Ich hatte eine größere Tagesetappe vor mir, gut 23 km. Und viele Höhenmeter abwärts, ca. 1.400 Hm an der Zahl. Vom Refugio ging es gleich in einen Buchenwald hinein und nur steil nach unten. Ich hatte etwas Bedenken, weil meine Schuhe nicht mehr so wahnsinnig viel Profil haben und es leicht nass war. Aber der Boden war zwar feucht, aber nicht glitschig, sodass ich nach gut 35 min. bereits den steilen Abstieg und 600 Hm geschafft hatte - ohne Ausrutscher.
Anschließend ging es ohne große Ereignisse über einen asphaltierten Fahrrad- bzw. parallel verlaufenden Wanderweg immer in Richtung Westen. Mir kamen eine unglaublich große Anzahl an Joggern und Wanderern entgegen. Scheinbar alle bei ihrer Sonntagsrunde. Und es waren wirklich Massen, die sich hier bewegten, echt erstaunlich. An mehreren Unterhaltungsparks und Klettergarten vorbei, bis nach Druogno. Ich musste das Dorf queren, um nun auf der nördlichen Talseite weiter zu laufen. Spannender war es aber auch nicht. Nach gut zwei Stunden Laufen eine erste Pause: mit dem ersten negativen Highlight meines Tages. Meine Unterkunft wurde vom Vermieter storniert. Na toll, jetzt durfte ich mir nochmal was suchen. Natürlich wurde es teurer. Und der Weg verlängerte sich zusätzlich, jetzt auf fast 26 km. 🙄
Es folgten ein paar Dörfer und Siedlungen, sonst war es unspektakulär. Da lass ich einfach die Bilder sprechen.
Bis zu meinem zweiten negativen Highlight des Tages: ich hatte bis zu einer Hauptstraße abzusteigen, es gab einen Wegweiser, aber der Weg war echt schlecht zu erkennen. Ich sah zwar eine Markierung, aber den Weg nicht richtig. Ich kämpfte mich durch dichtes Gestrüpp - und stand plötzlich auf einer zweieinhalb Meter hohen Stützmauer direkt neben der doch etwas mehr befahrenen Straße. Und nun?
Ich schaute links und rechts, konnte aber auf der Mauer nicht so weit laufen, dass sie niedriger gewesen wäre. Also kurz gewartet, bis kein Auto kam und von der Mauer runter geklettert bzw. ein Stück gesprungen. Puuuh - was ein Sch.....
Ich wütete vor mich hin, ging ein Stück die Straße entlang und machte kurz Pause...
Nach diesem blöden Abschnitt folgte ich einen Schotterweg, wieder im Wald, unterhalb einer Bahnlinie, die sich hier im Tal in kurviger Fahrt nach oben bzw. unten schraubte. Ein paar Brückenbauwerke machten das Wandern etwas aufregender, aber sonst war nicht viel los. Nach Querung des Dorfes Trontano ging es dann schlussendlich hinab ins Tal nach: Domodossola!
Was für ein Name. Vielleicht kennt der eine oder andere diesen Namen bereits, ich aus der Zeit des Studiums, woher weiß ich aber nicht mehr genau (irgendwas mit meinen Toskana-Fahrten). Aber ich finde diesen Namen einfach total ulkig. Domodossola! 😂
Langsam taten mir meine Füße weh. Das ständige Laufen auf Asphalt und Schotter strengt echt an. Und die Sonne hatte sich immer mehr gegen die Wolken durchgesetzt. Es war wärmer als gedacht - es hätte Regnen sollen. Und so war ich froh, irgendwann unten im Tal zu sein.
Da in Italien auch sonntags manche Supermärkte offen haben, hatte ich meine Route (ohne Umweg) so geplant, dass ich für die nächsten Tage wieder Obst und Riegel besorgen konnte.
Und schließlich erreichte ich irgendwann meine B&B-Unterkunft. Obwohl: Unterkunft ist fast etwas unwürdig für diese Villa mit riesiger Gartenanlage davor. Ich wurde von den beiden Besitzern - einem netten, älteren Ehepaar - begrüßt und in mein Zimmer geführt. Mit Klimaanlage. Und Balkon. Und Blick über den ganzen Garten. Ach ja, und wenn man am Schlüssel an der Fernbedienung auf "A" drückt, geht ganz da hinten das Tor automatisch auf - und der Springbrunnen sprudelt zur Begrüßung!
What??? 😳 Unglaublich!!!
Abendessen gibt es hier nicht, aber ich dürfte mir (natürlich kostenlos) das Fahrrad ausleihen und nach Domodossola ins Centro fahren... Cool! Was ich dann auch machte. Es war so toll! Was für eine Abwechslung und das absolut positive Highlight des Tages.
Ich muss euch einfach die beiden Videos posten - die Fahrt mit dem Fahrrad (okay, ist eigentlich nichts besonderes) und die Einfahrt aufs Grundstück (und DAS ist etwas Besonderes). Und ich möchte erwähnen: es kostet weniger als mein 'geliebtes' Hotel in Orasso!!!
Ach ja, ein weiteres negatives Highlight gab es dann leider doch noch: ich hatte geplant, morgen wieder aufzusteigen und auf einem Refugio zu übernachten, was auf dem GTA (dem Fernwanderweg) liegt. Und nun musste ich lesen, dass es vorübergehend geschlossen ist. Also wieder umplanen, wieder alles über den Haufen schmeißen, neue Unterkunft suchen. Ich hatte gehofft, das mit dem GTA etwas einfacher zu haben.
Ich bin jetzt mal aufs Frühstück morgen gespannt! Ihr auch?
Dann lasst mich morgen davon erzählen.
Bis dann!
Knuti
An der Stützmauer gibt's ein paar Meter weiter eine Treppe, die wohl ursprünglich mal Endpunkt des Weges war... Hilft natürlich nichts, wenn die nicht erreichbar ist.
Sehr schöne Bilder von der Centovallibahn! 🚞 😄
Hi Knut,
ja wo sind denn die neuen Schuhe, hoffentlich erwarten sie Dich nicht erst in Nizza ?!? Dann reichen auch die Badeschlappen !!!
L.G. B u U