Der italienische Morgen war hoffnungsvoll - Morgensonne, angenehme Temperatur, kaum Wolken. Sollte das ein schöner Wandertag werden?
Die Nacht war leider nicht so gut gewesen, immer wieder wurde ich wach und drehte mich unruhig. Hab ich das Essen nicht so vertragen oder war es der Rotwein? Ich weiß es nicht....
Aber über sowas mache ich mir keine Gedanken: Erstens hatte ich nicht die Mega-Tour vor mir, zweitens kommt man sowieso in den Flow, wenn man erst einmal unterwegs ist.
Beim Frühstück merkte man sofort, dass man in Italien war. Weißbrot (Italiener haben einfach keine Ahnung von Backwaren), Zwieback, wahnsinnig kleine Tassen und süße Stückchen, die man bei uns nicht frühs isst. Zum Glück gab es Müsli, so konnte ich den Magen zumindest ein bisschen vorbereiten auf Anstrengung und länger nichts zu Essen.
Den größten Anstieg hatte ich kurz nach Beginn der Tagesetappe vor der Brust. Erst noch an einer Alm mit vielen kleinen Hütten vorbei, dann ging es über Kuhweide und Wald aufwärts. Aber heute gar nicht so viele Höhenmeter - nur ca. 500 Hm. Durch Tannenwald, anschließend einer Alpenrosen-Weide, war ich relativ schnell oben. Der Wald spendete sehr gut Schatten, sodass ich nicht völlig auslief (schwitzte).
Der Hochpunkt lag auf einer Wiese mit Kühen und Pferden. Es sollte anschließend gleich wieder hinab gehen. Aber heute fühlte ich mich gut, die gestrigen Höhenmeter spürte ich erstaunlicherweise kaum in den Beinen. Und so entschloss ich mich spontan, noch auf den Gipfel des "Starhand" zu gehen (1.965 mNN). Die zusätzlichen gut 100 Hm würde ich schon verkraften.
Auf dem Weg zum Gipfel konnte ich dann zum ersten Mal in Ruhe ein Murmeltier beobachten und sogar filmen. Cool.
Am Gipfel dann das Bergsteiger-Glück erlebt. Endlich! Nach vier Wochen zum ersten Mal bei Sonne, angenehmen Temperaturen, guter Sicht, und keinem Zeitdruck auf einem Gipfel.
Wahnsinn! War das ein schönes Gefühl. 😍
Der Blick rundherum offenbarte die unterschiedlichen Bergketten, unter anderem die julischen Alpen. Aber auch der Blick voraus auf den Hauptkamm der Karnischen Berge. Toll.
Ich saß da, genoss, und war zufrieden und glücklich. Bestimmt eine Stunde verbrachte ich dort oben. Alleine.
Der Abstieg und der restliche Weg war dann dafür etwas ernüchternder: Forststraße, Waldwege durch Tannenwald, aufsteigende Pfade durch viel zu enges Gestrüpp, was mir die Beine aufgerissen hat.
Gegen Ende verlief der Weg dann in einem Tal, ohne große Steigungen, an einem kleinen See vorbei. Leider war der Weg asphaltiert und diente als Zufahrtsstraße zu einer Alm, sodass ab und zu Autos kamen. Also nicht der Hit. Gut, so ist das nun manchmal. Aber die 4 km hab ich auch überlebt.
An der Egger Alm, dem Ziel des heutigen Tages, fragte ich bei der einzigen Unterkunft wegen eines Schlafplatzes. Ja, das klappt! Wunderbar, dann bin ich nun angekommen - es war erst halb zwei!
Ich machte mich frisch, und lief ein bisschen auf der Alm umher. Auch auf der Suche nach Internet. Ich musste mich um die nächsten Tagesetappen kümmern. Aber es ist wirklich zum Kotzen: gerade noch ein bisschen Verbindung, plötzlich nichts mehr. Wie soll ich mich da organisieren. Das muss ich eigentlich immer auf den Gipfeln machen. 🙄
Nach zwei Stunden vergeblichen Versuchens gab ich auf. Setzte mich in den Schatten und chillte. Ich konnte kaum meine Augen offen halten, so müde war ich. Also kurz ins Zimmer und die Zeit nutzen für ein Schläfchen - darf auch mal sein.
Zum Abendessen saß ich dann vor der Hütte mit einem Pärchen aus der Nähe von Görlitz zusammen. Sie waren auch schon in der letzten Unterkunft gewesen, so "kannte" man sich schon. Ein bisschen getratscht, aber auch mit dem Wirt. Es kamen immer mehr "Einheimische" von der Alm, um ein Feierabendbier zu trinken. Hier kennt auch jeder jeden. Und die Gespräche wurden immer lustiger.
Zwischendurch begann es zu regnen, aber unter dem Sonnenschirm war es mir egal.
Es war einfach toll: da sitzen, den Einheimischen bei ihren Gesprächen zuhören, um und zwischen den Almhütten liefen die Kühe umher und grasten, es kam immer wieder die Sonne durch.
So ließ ich den Tag ganz entspannt ausklingen.
Heute war es ein schöner Tag!
Endlich auch Entspannung und vor allem: gutes Wanderwetter!
Bis Morgen
Knut
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