Zu allererst möchte ich allen Danken, die für mich alle Daumen gedrückt haben, die Schnäpse und Bowle für mich getrunken oder die mich oder den Wettergott in ihre Gute-Nacht-Gebete eingeschlossen haben: Es hat gewirkt! Endlich. Pünktlich zu den Dolomiten wurde das Wetter schön! Nicht durchgehend strahlender Sonnenschein, aber warm, trocken, nur leicht windig, klar, Wolken nur ganz oben! Juhu!!! 🥳
So, nach den absolut guten Nachrichten muss ich noch den Abschluss mit der Berti-Hütte machen. Abschluss? Oder Abrechnung?
Gestern Abend ging um 22:13 Uhr plötzlich das Licht im Zimmer aus - Zapfenstreich sagt man glaube ich dazu. 😵💫
Meine Nacht im zu kurzen Bett (war vielleicht 1,95 m lang) verlief entsprechend. Nicht meine Beine ausstrecken zu können nach einer Anstrengung ist Horror. Aber hilft ja nichts, das Zimmer war nicht länger. Morgens schaute ich nach meinen Schuhen, Socken und meiner anderen Wanderkleidung - alles noch klitschnass! 😱 So, wie schon erwartet - aber gehofft hatte ich natürlich schon, dass es etwas trocknet. Fehlanzeige!
Das Frühstück passte voll ins Konzept der Hütte: weniger ist nicht mehr! Spärlich aufgedeckt, kaum Auswahl, Cornflakes ohne Schüssel und Milch. Zwei Scheiben Graubrot und drei Scheiben Weißbrot. Das hält nicht lange. Nur der Kaffee - der war ordentlich.
Also insgesamt eine recht schlechte Hütte und von mir nicht zu empfehlen.
Also schnell weg! Ich hatte gestern meine Tour so umgeplant, dass ich nicht über die großen Berge brauchte. Die Schneefelder in den Scharten und Einschnitten flösten mir noch zu viel Respekt ein. Daher wollte ich um die Berge herum wandern, was auch schön sein kann, man hat sie ja trotzdem im Blick.
Und so ergab es sich, dass ich den Steig, den ich gestern wegen Schlechtwetters umgangen bin, heute wieder auf dem Programm hatte - und zwar bei Sonne! Geht es besser???
Der Weg war der Hammer! Sehr angenehm zu gehen, im Hang, links steile Felsen, rechts der Abgrund. Ab und zu ein Seil zum Festhalten, sonst frei begehbar. Es ging steile Serpentinen runter, teilweise wusste man nicht, wo überhaupt der Weg langgehen sollte.... Richtig coool!
Ich war glücklich, diesen Weg noch gehen zu können. Nur alleine dieses 2,5 km lange Stück Strecke entschädigte für den letzten Tag!
Am Ende hieß es dann: Achtung, Schützenstellung. Wieder waren es Stellungen aus dem Krieg, die komplett in den Berg gebaut waren. Ich ging zu einem Eingang (eine entspannte Straße aus der Zeit von früher führte mich hin) und ich sah, dass in der Mauer, die eigentlich den Eingang versperren sollte, ein großes Loch klaffte. Ob ich.... Naja, bestimmt verboten.... Aber es ist niemand da.... Interessant wäre es schon.... Und andere haben auch schon.....
Also Rucksack ab, Stirnlampe raus, Handy in die Hand und durchgeschlupft durch das Loch.
Und es war der Wahnsinn... Innen drinnen ein weit verzweigtes Labyrinth aus Gängen und Räumen, immer wieder Stahltüren und ganz viele Treppen rauf und runter. Ich wollte gar nicht so tief rein, hatte Bedenken, dass ich nicht wieder raus finden würde.
Ein Video hab ich gemacht, das war cool.
Ich ging nach der Besichtigung unten um den Berg herum und sah noch einige weitere Schießscharten, es müsste also der ganze Berg durchlöchert sein.
Meine Etappe führte mich anschließend über einen sehr langen Höhenweg durch Schotterfelder, Geröllhänge und kleine Wälder bis an das Ende der Gebirgsketten. Dort wurde es kurzfristig sehr touristisch, das Gebiet Rotwandwiesen mit Kinderbespaßung musste gequert werden.
Anschließend ging es bergauf, durch Wald, es wurde felsiger und plötzlich öffnete sich der Blick in das nächste Tal. Dort wollte ich noch hin - aber eigentlich hinunter, nicht rauf. Es mussten noch ein paar Höhenmeter erklommen werden, um sie später zu verlieren. Die Wege waren gut und breit und auch sehr gut ausgebaut, man merkte, dass im "Naturpark Drei Zinnen" dass Wandern einen sehr hohen Stellenwert hat. Auch für Personen, die nicht unbedingt fit und gut ausgerüstet sind. Und die Aussichten, die sich mit boten, waren der Hammer. Blick in das Seitental, an deren oberen Ende die Dreizinnenhütte steht. Ich konnte sie schon sehen. Aber da wollte ich morgen erst hin.
Ein weiterer Höhenweg führte mich in den Bereich, wo ich nach meinen Plänen hätte herunter kommen sollen. Puuuuh, was ein Glück, dass ich umgeplant hatte. Dort, wo der Weg wäre, war ein riesiges, steiles Schneefeld. Also alles richtig gemacht - wieder einmal.
Über den Normalweg schraubte ich mich runter zur Talschlusshütte, 600 Hm am Stück. Ein Hoch auf die Stecken, die helfen da perfekt, die Knie werden geschont. Meine Beine waren trotzdem schon lahm. Und ich wusste, dass nach der Hütte unten noch ein knapp 5 km langer, mit 700 Hm gespickter Marsch lag. Wie sollte ich das schaffen, wenn ich jetzt schon fertig bin!?
Also erstmal neben der völlig überlaufenen, touristisch perfekt erschlossenen Hütte mit übelst viel Betrieb ins Gras gesetzt. Dort war es ruhiger, einige andere Leute lagen dort auch. Ich aß noch etwas von meinen Riegeln und trank Wasser, legte mich hin und schüttelte meine Beine aus.
Die Schuhe, die ich vorher für den Abstieg extra eng geschnürt hatte, lockerte ich wieder. Nebenbei schaute ich im Internet, wie es mit Hüttenbelegung und Buchung aussieht. Meine angedachte Hütte: komplett ausgebucht für die nächsten zwei Wochen. Dreizinnenhütte: ausgebucht bis Mitte September. Andere Hütte: komplett dicht. Aber werden sie einen einzelnen Wanderer wegschicken?
Nach einer halben Stunde ging ich also den letzten Aufstieg an. Zwei Stunden stand auf dem Schild. Okay, muss mich ja nicht stressen. Ich merkte die Pause, meine Beine waren erstaunlich gut drauf. Und ich ließ mir wirklich Zeit und ging langsam. Wieder war der Weg breit und gut zu gehen, so kam ich gut voran. In meiner Richtung lief fast niemand, dafür kamen mir dutzende von Leuten entgegen. Hatte das etwas zu bedeuten???
Klar, der Aufstieg war anstrengend, aber es kam mir nicht wie 700 Hm vor - zum Glück.
Nach eineinhalb Stunden war ich angekommen. Coole Hütte. Gigantische Berge außen herum. So hoch! Viele über 3.000 m. Ich fühle mich wie eine Ameise. Und wenn man unterhalb der Berge in den Schotter- und Schneefeldern Personen laufen sah, dann waren das auch nur winzig kleine Ameisen.
Ich schnell rein in die Hütte und fragte: gab es einen Schlafplatz für mich???
Ja, in Lager 9b, 2. Stock! Wow, mir viel ein Stein vom Herzen! Ich habe eine Übernachtung. 🥳
Jetzt konnte das Genießen beginnen. Etwas trinken, Lager beziehen, waschen und umziehen, Kleidung in die Sonne hängen! Ja, richtig gelesen: in die SONNE hängen!
Den Tag über war es bewölkt gewesen, aber es war warm und trocken und nicht sehr windig. Perfekt zum Wandern. Jetzt ließ sich die Sonne nicht bitten und wärmte mich und die verschwitzten Sachen. Endlich konnte alles mal richtig trocknen.
Ich erkundete noch die Gegend um die Hütte, schrieb ein bisschen und genoss. Der Ausblick war überwältigend. Die Bilder sprechen für sich.
Zum Abendessen gab es dann Nudeln, der Hauptgang bestand aus Bauerngröstl, und zum Nachtisch gab es ein Marillen-Crumble - war das lecker. Dazu einen Wein. Es könnte schlechter gehen. Es gab aber nur Halbpension, daher war es doch üppig. Am Tisch saßen noch zwei Pärchen, die Gespräche waren unterhaltsam und lustig.
So klang der Abend toll aus. Ich war endlich glücklich, der Tag bzw. die Wanderung zeigte sich trotz der einigen Höhenmeter als absolut schaffbar. So darf es weitergehen.
Morgen geht es an den Drei Zinnen vorbei. Und wenn die Hütte ein Lager für mich frei hätte (trotz alles ausgebucht laut Internet), überleg ich mir, dort eine Nacht zu bleiben. Mal sehen....
Ich berichte weiter wie immer! Vielleicht interessiert es euch ja....
Bis dann, schlaft gut!
Euer Weit-Wanderer
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