Der Weg führte uns heute vom Refugio Ca Runcasch bis zur Alpe Ponte - alles in der Bernina-Gruppe.
Die Sonne schien wieder, den Begriff "Knut-Wetter" für Regen kann man inzwischen fast nicht mehr gelten lassen, so viel Sonne wie ich am Stück hatte.
Das Frühstück verdiente genau genommen nicht seinen Namen, es war eher Lückenfüller für den hohlen Zahn. Aber vielleicht klappt es ja auch mal, etwas zu Essen um die Mittagszeit zu bekommen. Wäre schön. Die letzten Wandertage haben uns nirgends an Geschäften vorbei geführt, wie hatten keine Riegel oder Obst mehr, und die Frühstücke füllten definitiv nicht unsere Mägen!
Vom Refugio weg ging es über einen sehr ausgetretenen Wanderweg durch Felsblöcke und Bäume. Ein Fels direkt neben dem Weg war senkrecht und glatt nach oben geformt, und überall waren Kletterhaken zu sehen!. Wie soll man da hoch kommen??? Es gab eine Tafel mit den Angaben zu den Kletterrouten - die gingen erst beim Schwierigkeitgrad 7 los! Wahnsinn, dass man das Klettern kann....
Die Aussicht auf die Berge umliegenden war toll, und später sahen wir auch den Stausee Lago Campo Moro. Sein Wasser war schön türkis, aber es war nicht klar, sondern sehr trüb - ein Zeichen für Gletscherwasser. Und diese Gletscher sahen wir auch oberhalb des zweiten Stausees, dem Lago di Alpe Gera. Eine mächtige Abbruchkanten und Wasserfälle zogen die Blicke auf sich.
Vom Staudamm aus ging es abwärts durch den Wald, ein paar Zirbenzapfen ließen auf die Anwesenheit der gut riechenden Bäume schließen. Und nach einer Weile kamen wir zu einer verlassenen und zerfallenen Alpe. Was aber krass war: auch hier ein Kletterfelsen, überhängend, gefühlt ewig hoch, und mittendrin hing ein Seil senkrecht nach unten. Die vorgebauten Kletterrouten waren kaum zu glauben! Für meine Sinne unmenschlich, aber scheinbar machbar! Ich war echt beeindruckt.
Weiter ging es durch den Wald steil nach unten. Ein schmaler Pfad, kaum begangen. So schön, nicht so viele Menschen zu sehen. Und der Weg war echt cool. Schlussendlich ging er paar hundert Meter über einem rauschenden Bach, und unterhalb einer überhängenden Felswand. Wir sahen nicht mal das Wasser, so hoch waren wir. Und zum Ende des Tales ging es über abgerundete Felsen, einfach drüber, wie man wollte.
Die Zeit passte, als wir in einem kleinen Dorf ankamen. Dort gab es ein Restaurant, wir entschlossen uns, dort etwas zu essen. Denkste. Da wir nicht reserviert hatten, hätten wir eine Stunde warten müssen. Nee, das machen wir nicht. Aber sehr schade, wir spürten schon den Hunger und hatten ja nichts mehr Vernünftiges. Aber extra eine Stunde blöd rum sitzen!?
Also dann doch nicht. Weiter ging es durchs Dorf nach oben in den Wald und auf einem tollen Höhenweg bis zu einer kleinen Alpe. Der Blick ins Tal war echt toll. Kurz die Aussicht genossen, dann machten wir uns auf die letzten Meter bis zu unserer Unterkunft. Die lag ähnlich gut über dem Tal, Blick auf die Berge.
Angekommen, eingecheckt, und dann erstmal ein Stück Kuchen und eine Latte Macchiato bestellt - waren wir glücklich, endlich was essen zu können.
Es tat so gut...
Den Nachmittag über schauten wir noch, wie es mit den nächsten Unterkünften und dem Weg aussieht. Das verbraucht echt viel Zeit. Aber hier in der Gegend bist du ratzi-fatzi bei 1.200 Hm - egal ob rauf oder runter. Und auf kurze Strecken. Und wir wollten unbedingt wieder was zum Essen im Rucksack haben.
So planten wir für den morgigen Sonntag ein, unten im Dorf in den Supermarkt zu gehen. In Italien ist das auch sonntags möglich. Und anschließend mit den Bus ein kurzes Stück den Berg hoch, das spart 300 Hm und kostet hier ja nicht die Welt - im Gegensatz zur Schweiz. Und dann geht es weiter zum Refugio Bosio Galli. Das aber erst Morgen, für heute sind wir durch.
Bis dahin, schlaft gut!
Knut
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