Die heutige Etappe war wieder sehr kurz mit wenigen Höhenmetern rauf und runter. Im Prinzip waren es nicht mal 9 km Strecke, dazu keine 600 Höhenmeter rauf und nur knapp 750 Höhenmeter runter bis ins nächste Dorf Rimella. Aber das war auch gut so, denn ich hatte in der Nacht wahnsinnig schlecht geschlafen. Ich weiß nicht warum, aber ich konnte nicht einschlafen, lag ständig wach, drehte mich unablässig und fühlte mich morgens alles andere als fit. Von dem her hat es gepasst mit der kurzen Tour.
Das Frühstück nahm ich wieder mit Ferdinand gemeinsam ein, wenn man von großartigem Frühstück sprechen kann. Es gab Brötchen, zwei Stück Butter, ein bißchen Marmelade und Honig - aber guten Kaffee mit Milch. Dementsprechend schnell war das Frühstück dann auch vorbei. Ein Stück von einem Brötchen nahm ich sogar mit. Es wäre sonst übrig geblieben und wer weiß, wann es wieder etwas zu essen gibt und was überhaupt.
Da Ferdinand ein ganz anderes Tempo beim Wandern hat, ging er schon los und ich packte noch alles zusammen - wir müssen ja nicht zusammen laufen. Zähneputzen, eincremen, alles wieder in den Rucksack stopfen und losmarschieren. Erst ging es durch das Dorf, anschließend einen gemütlichen, aber stetig steigenden Wanderweg nach oben. Über eine kleine Brücke hinweg und an einer Horde von Eseln vorbei, die den bisherigen Weg ordentlich zugeschissen hatten. Von einem Stückchen weiter oben sah ich, wie ein paar Esel völlig entspannt in der Wiese lagen - "Lazy day" sozusagen. Gefiel mir - wollte ich auch. 😂
Auch der weitere Anstieg war wenig steil, und auf dem gut gepflegten Weg ging es flott und ohne Herausforderung in die Höhe. Zwischendurch traf ich Ferdinand, der eine kleine Pause machte. Wir redeten kurz über den heutigen Tag, daraufhin nahm ich bereits die letzten Höhenmeter in Angriff. Und so war ich bereits nach eineinhalb Stunden an der Scharte und hatte alle Höhenmeter, die ich heute nach oben musste, hinter mir. Wenn ich so weiter laufen würde, wäre ich um 12 Uhr schon in der Unterkunft. Aber nein, dafür bin ich viel zu gerne in den Bergen. Hier oben kann ich auch die Zeit vertrödeln.
An der Scharte war eine schöne Sitzgelegenheit, die ich auch gleich nutzte. Leider waren heute sehr viele Wolken am Himmel, sodass man vom eigentlich eindrucksvollen Panorama mit vielen schneebedeckten Bergen nichts sah - gar nichts. Dafür war es aber sehr angenehm von den Temperaturen. Also blieb ich sitzen und hatte es nicht eilig, weiter zu kommen.
Erst kam Ferdinand dazu, dann Matthias und Martin, später noch zwei Wanderer (Vater und Tochter) aus Bremen. Und schließlich ein weiteres Pärchen mit Hund. Eine große Gruppe also. Und alle deutschsprachig. Man merkte, dass Weitwandern eine deutsche Vorliebe ist.
Die Gespräche gingen ziemlich lange. Ich saß bestimmt eineinhalb Stunden bei der Sitzgelegenheit an der Scharte. Wir redeten, und ich genoss den Blick ins Tal und die umliegenden Berge. Ich hatte am Vortag erfahren, dass es in der Nähe der Scharte eine Alpe geben soll, an der eine alte Frau (eine Sennerin) leckeren, selbstgemachten Käse verkauft. Und ich hatte beschlossen, dass ich dort vorbeigehen und Käse mitnehmen will. Für die Mittagspause und für die folgenden Tage. Was man hat, hat man und hier ist das mit dem Einkaufen nicht immer so ganz einfach.
An der Alpe hatte ich den Italienisch-Support von Ferdinand, der mir half zu verstehen, was die Sennerin erzählte. Ziegenkäse und Kuhmilchkäse gab es, ich nahm beides. Eine ordentliche Portion, für nur 16 Euro. Wow! Und er war echt lecker!
Mit dem Brötchen, was ich vom Frühstück noch hatte, ergab das ein leckeres Mittagessen. Vor allem der Kuhmilchkäse (das Teilstück im Bild unten) war so verdammt schmackhaft.
Alle anderen Wanderer waren zwischenzeitlich so nach und nach weiter gegangen, ich schrieb noch Blog und genoss die Ruhe. Erst um halb 2e machte auch ich mich an den Abstieg nach Rimella. Der Weg war ein breiter, wenig abfallender Wanderweg, der keine große oder besondere Aufmerksamkeit erwartete, und dementsprechend kam ich auch flott voran. Um mehrere Ecken herum, ein paar Wasserläufe querend und dann in einem Abstieg in Richtung Wald durch mehrere Dörfer hindurch. Diese lagen sehr interessant und imposant an den Hängen, das sah richtig schön aus. Aber hier wohnen!? Ich weiß es nicht....
In Rimella angekommen musste ich erst mal die Unterkunft suchen. Es war in einem Haus, rechts uralt, links neu und renoviert mit ganz vielen Zimmern. Hier hat man sich wohl auf die GTA-Wanderer eingestellt. Leider erfuhr ich, dass ein Abendessen im Nachbarhaus, dem Hotel Fontana, nicht möglich ist. Zu viel los hier, alle Plätze belegt. Aber da wir hier in der Unterkunft insgesamt zu fünft sind, die nicht im Hotel essen können, hat sich die Gastgeberin von sich aus bereit erklärt, dass sie uns ins benachbarte Dorf in eine weitere Gaststätte bringt. Sehr nett!
Das Frühstück kann ich im Hotel zu mir nehmen - wenigstens das. Das Gästehaus und das Hotel gehören zusammen, wie ich dann erfahren habe.
Nachmittags war ich noch im kleinen Hofladen des Hotels, etwas für die nächsten Tage Einkaufen. Und Morgen früh kann ich ein Lunchpaket ordern. Das wird bestimmt gut. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich am nächsten Refugio etwas zu Essen bekomme oder ob es wieder eine Selbstversorger-Hütte ist - so ganz hundert prozentig schlau bin ich aus der Homepage nicht geworden. Ich werde es sehen.
Das Abendessen im Nachbardorf war sehr nett. Wir waren ja zu fünft, es waren Matthias und Martin dabei, aber auch das Vater-Tochter-Gespann Gert und Antje aus Bremen, die ich nachmittags an der Scharte kennen gelernt hatte. Es war eine lustige Runde und so hatten wir einen kurzwelligen Abend. Und den Weg zurück sind wir gelaufen - als Verdauungsspaziergang sozusagen - und weil es nur abwärts ging. Da war es zwar schon dunkel, aber mit Unterstützung meiner Stirnlampe hat alles geklappt.
Morgen muss ich etwas Gas geben. Es steht eine lange und anstrengende Etappe an. Aber wenn es erst um 8e Frühstück gibt, noch das Lunchpaket fertig werden muss und mit Bezahlen.... Da wird es spät, bis ich loskomme. Und dann so ein weiter Weg. Puuuh, wird anstrengend. Aber wie schon gesagt. Nach den gestrigen und heutigen Halbtagesetappen muss ich mal wieder liefern.
Falls ich noch kann (weil ich doch nicht total fertig bin) und das Internet es erlaubt, schreibe ich morgen Abend, wie es war.
Bis dahin
Liebe Grüße
Gru
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