top of page
Suche
AutorenbildKnut

Manchmal kommt einfach alles zusammen - was ein Sch....tag

Die Nacht hatte ich irgendwie überstanden - mit Ventilator auf der kleinsten Stufe und Ohrenstöpsel. Ohne Bettdecke und ausgeschaltetem Kühlschrank hatte ich doch einige Stunden in der Nacht geschlafen.  Die letzten eineinhalb Stunden hatte ich den Ventilator ausgeschaltet und das Fenster zugemacht und versucht, noch mal einzuschlafen. Was mir so gut gelang, dass ich sogar den Wecker überhörte. Nur eine Erinnerung im Kalender, den Kühlschrank wieder einzuschalten, weckte mich aus meinen Träumen und so verschlief ich den Start in den Tag nicht vollends.


Frühstück gab es in dem Hotel nicht, kann man auch nicht erwarten, wenn man 100 € für so eine Absteige zahlt. Die Dusche war mittelmässig sauber, an vielen Stellen verrostet. Das Waschbecken lief nicht richtig ab und das Bett quietschte, wenn man sich umdrehte. Da kann man echt nicht erwarten, dass man für so mageres Geld auch noch ein Frühstück bekommt... also los. Das kriege ich auch noch irgendwo in der Stadt. 


Die erste "Bäckerei" entpuppte sich als reiner Croissant-Laden, also nichts für mich. Ich wollte etwas mehr essen, also weiter zum Migros, wo es einen to-go-Laden gab. Ein Panini, belegt mit Schinken und etwas Käse, garniert mit einem Salatblatt, darauf etwas Remoulade. Ein Mirabellen-Croissant und ein Kaffee mit Milch für läppische 14,30 €. Da lobe ich mir doch die Schweiz für ihr günstiges Essen.



Mein Weg führte mich mitten durch die Stadt, vorbei an einer Schrägseilbahn, die das Zentrum mit dem Hauptbahnhof verband, und ging in die umliegenden Vororte. Ich merkte die Hitze, die bereits jetzt schon sehr heftig war. Es ging auch kein Wind, so dass etwas Abkühlung fehlte. An einer Stelle musste ich wieder umdrehen, weil komoot mir noch einen Weg herausgesucht hatte, der inzwischen überbaut war. Zum Glück war es kein großer Umweg. Der folgte dann prompt kurz drauf, als ich aus der Siedlung herausgehen und unter der Autobahn durch wollte. Es stand am Anfang des Weges ein Schild, auf dem gesagt wurde, dass der Weg unter der Autobahn gesperrt sei und man einen Umweg laufen muss, nur zusätzliche 1,5 km 🙄. Ich hatte ja sowieso nur 22 km vor mir, da macht das ja auch nichts mehr aus... Ich war echt genervt. Mich schaffte die Hitze eh schon total, und dann auch noch einen Umweg. Zu allem Überfluss schmerzte mir heute das rechte Knie, wahrscheinlich von dem vielen Abstieg vom Vortag. So schleppte ich mich weiter durch die Hitze, lief den Umweg mit ein bisschen verbalem Gepolter und kam dann doch auf die andere Seite der Autobahn. 



An zwei Campingplätzen vorbei gelangte ich zu einem ersten See (Ausläufer des Luganer Sees), an der Hauptstrasse und an einer Bahnlinie entlang folgte ich dem Ufer und lief immer in gleicher Höhe weiter und weiter. Die Hitze war echt heftig. Der fehlende Wind machte sich absolut bemerkbar. Mir lief wieder der Schweiss, wie immer. Aber heute nervte es mich besonders - warum, weiß ich nicht. Als ich an einem Migros-Supermarkt vorbei kam, entschied ich mich, etwas Obst zu kaufen und kühle Getränke. Etwas Abfrischung tat gut. Weiter ging es auf den Straßen und der Bahnlinie. Es war wirklich heute kein schöner Weg.



Erst als ich am zweiten Teilsee entlang lief und an den Ablauf des Sees kam (es war in der Ortschaft Ponte Tresa), änderte sich etwas die Landschaft. Der Fluss Fiume Tresa fließt hinüber zum Lago Maggiore, mein Ziel für morgen.



Und nach anfänglichen Laufen auf dem Gehweg parallel zur Straße konnte ich in den Wald am Ufer des Flusses abbiegen und lief im Schatten am Wasser entlang, was eine große Erleichterung war. Durch das Laufen am Wasser hatte ich natürlich auch keine Höhenmeter zu bewältigen. So machte ich Kilometer für Kilometer. An einem weiteren Zeltplatz füllte ich erstmal wieder meine Wasservorräte auf, heute hatte ich echt großen Durst und mein Mund fühlte sich ständig trocken an. Meine Füsse taten schon wieder weh, die Hitze ließ sie so anschwellen, dass sie in den Schuhen einfach viel zu sehr gequetscht waren. Zum Glück hatte ich es geschafft, in der Mittagspause die Bestellung für die neuen Wanderschuhe auszulösen. Ich hoffe, dass das funktioniert. Es sind wieder die gleichen Schuhe, nur diesmal eine Nummer größer. Ich hoffe, dass das dann etwas Linderung bringt. Nur mit der Organisation, wie die Schuhe nach Italien oder die Schweiz kommen, muss ich noch etwas klären, aber ich denke, das wird schon klappen.



So lief ich dann bis an eine Stelle, wo ich über eine Brücke über den Fluss endlich die Schweiz verlassen und wieder nach Italien einreisen konnte. Da standen zwar Grenzbeamte, aber keiner wollte etwas von mir und so lief ich einfach flotten Schrittes vorbei und freute mich, dass ich das Wucherland Schweiz endlich wieder verlassen durfte. Eigentlich habe ich gar keinen Bock mehr, wieder in die Schweiz zu laufen. Aber wenn ich das Matterhorn vernünftig sehen will, werde ich da nicht drumrum kommen und jetzt habe ich ja auch eine SIM-Karte. 😅

Von dem her werde ich das schon weiter verfolgen, auch wenn ich natürlich weiss, dass ich da einige Euro mehr bezahlen werde, als wenn ich nur in Italien oder Frankreich laufe.



Zum Schluss musste ich dann doch noch ein paar Höhenmeter machen. Nachdem ich den Flusslauf verlassen hatte, ging es erst über eine Asphaltstraße leicht den Berg hinauf, wo ich dann auch meine Mittagspause mit Riegel und Obst machte.



Anschließend bog ich noch in einen Wald ein, um die letzten 250 Höhenmeter abzuarbeiten. Bis zu einem Hotel, das in schöner Halbhöhenlage mit Blick auf den Lago Maggiore liegt. Zum Glück gab es hier keine Viecher, die mich belästigten. Und der Weg war gut zu laufen, wenn auch es natürlich anstrengend war, bei den Temperaturen noch mal Höhenmeter machen zu müssen. Völlig verschwitzt kam ich im Hotel an, setzte mich draußen erstmal hin, um etwas auszuschwitzen und nicht an der Rezeption alles voll zu triefen. Der Gastgeber war sehr freundlich und zeigte mir das Zimmer, diesmal mit Klimaanlage und eigenem Balkon. Und es gibt auch einen kleinen Balkon für alle. Mit schönem Blick auf den See. 



Nur Essen gab es im Hotel nicht. Dazu musste ich ins nahe Dorf laufen, sind aber auch nur 800 Meter. Das kann ich auch mit Badelatschen bewältigen, hatte ich ja gestern schon bewiesen. Dort war ich dann in einer kleinen Bar, nichts Besonderes, hatte nur Nudeln mit Bolognese-Soße gegessen, ein Wein dazu getrunken und zum Nachtisch ein Magnum Eis.



Alles in allem war es heute kein guter Tag. Mir tut mein Rücken weh, meine Knie knacksen bei jedem Schritt, meine Zehen fühlen sie nicht gut an. Es war heute heiß, ich war nur am Schwitzen und irgendwie hat es heute auch gar keinen Spass gemacht, so viel in der Stadt und an der Straße entlang zu laufen.

Morgen werde ich nach Luino am östlichen Ufer des Lago Maggiore laufen, das sind nur 7 km.  Und von dort mit dem Boot auf die Westseite des Sees wechseln. Ich habe überlegt, dort auf einem Campingplatz eine Nacht zu bleiben. Vielleicht mache ich auch zwei Nächte daraus. Mal sehen, wie es meinen Beinen, Füssen und meinem Rücken geht. 


Das werde ich euch dann aber morgen berichten. Bis dann, macht's gut.


Liebe Grüße aus Italien, am Lago Maggiore!


Knuti

71 Ansichten2 Kommentare

2 Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
LIP
Aug 14, 2024

Wenn auch mehrere Kilometer an einer Bahnstrecke entlang den Weg nicht erleichtern... 😣 Alles Gute für Rücken, Beine und Füße!

Like
Knut
Knut
Aug 14, 2024
Replying to

Hätte nur den Weg erleichtert, wenn ich IN der Bahn gesessen hätte.... Aber das wollte ich nicht. 😂

Like
bottom of page