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AutorenbildKnut

Ort zum Träumen gefunden

Gestern hat ja alles wunderbar geklappt mit Stecken reparieren, Essen auffüllen und Unterkunft in der Gaislachalm bekommen. Passt!


Und heute? Stand nun der angekündigte Vent-Höhenweg (auch Ötztaler Urweg) an. Ich hatte gestern von der Terrasse aus schon den Weg gesehen und mir gedacht, dass er sicherlich toll wird. Gleichmäßig ansteigend, gut begangen, daher leicht zu laufen....



Vorher musste ich aber erst das Frühstück ausnutzen. Die Gaislachalm ist im Prinzip ein einfaches Hotel, dementsprechend umfangreich war das Buffet. Und mein Teller gedeckt! 😂

Brötchen, Käse, Gemüse, Tee, Kaffee, Müsli, Obstsalat (!), Saft. Was will man mehr!?


In gewohnter Manier aß ich gleich für das Mittagessen mit. Puuuh, war ich voll. Aber war auch lecker. Vor allem der Obstsalat! 😁


Ich hatte zwar alles schon vor dem Frühstück gepackt, aber durch den späten Beginn des Frühstücks wurde es doch wieder fast 9e, bis ich endlich los kam. Und das sollte sich noch rächen.... 🙈



Der Höhenweg startete schön, wie erwartet nicht zu steil, gut ausgetreten. Aber auch immer wieder Fahrradspuren. Sollte das hier ein Trail sein? Okay, im Moment war er gut fahrbar, aber später wurde es steil, mit Serpentinen. Aber auch hier: überall Spuren. Ganz ehrlich: Respekt, wer das mit dem Mountainbike runter fährt. Entgegen kann mir aber heute zumindest keins.



Beim ersten steileren Aufstieg spürte ich schon, dass es heute nicht so mein Tag ist. Ich fühlte mich schlapp, die Höhenmeter erschienen doppelt so hoch und der Weg doppelt so weit. Immer wenn ich auf die Karte guckte, war ich scheinbar nicht weiter gekommen. Schreckliches Gefühl.

Ich war auch total unentspannt. Strecke machen. Höhenmeter schrubben. Weiter, weiter, weiter....


Nur unterhalb des Tiefenbachferners wurde ich ruhig. Eine kleine Hochebene, umrahmt von Felsen und Bergen, lag idyllisch da und wurde von türkisfarbenen, weißlich-trüben Bächen durchzogen. Diese mäanderten ruhig und in schönen Schlingen durch die Ebene, um am südlichen Ende erst zusammen zu führen, und dann am Horizont im Nichts zu verschwinden. Ein Ort zum Träumen, Verweilen, Ausruhen.

Oh, hier hätte ich gerne Stunden verbracht. Ich liebe solche Ecken in den Bergen. Wie Wasser in so ganz unterschiedlichen Formen und mit so unterschiedlichen Energien auftreten kann. 😍



Alles wurde gespeist vom darüber liegenden Gletscher. Ich musste am Zulauf zur Hochebene entlang noch ein paar Dutzend Höhenmeter erklimmen, um dann den Schock zu bekommen: so idyllisch die Ebene gerade war, so übel war der Teil oberhalb. Riesige Asphaltflächen als Parkplätze, Lifte überall, ein Skizentrum und ein Tunnel, der die Autos und Busse bis an den Gletscher brachten.

War das abstoßend. 🤮



Der klägliche Versuch, mit Tüchern Schneefelder abzudecken, um zu retten, was nicht mehr zu retten ist.



Ganz ehrlich, liebe Skifahrende! Ist das die Zukunft? Sieht so Nachhaltigkeit aus? Müssen unsere Kinder auf Gedeih und Verderben Skifahren lernen - auch in der Schule?

Nein, eigentlich nicht!!!

Geht einmal im Sommer in die Berge und schaut euch an, was der Skitourismus alles anrichtet. Das heute ist nur ein Teil davon.


Ich hatte zum Glück nur wenige Meter in dieser Wüstenlandschaft zu gehen, bevor ich wieder auf den Höhenweg gelang. Er war noch mehr ausgetreten, scheinbar nutzen viele die Möglichkeit, mit den Bus bis zum Gletscher hoch zu fahren, um dann den Vent-Höhenweg bis nach Vent hinunter zu wandern, da sind kaum Höhenmeter (rauf) dabei.



So konnte ich endlich ein bisschen das Tempo anziehen, ich hatte noch nicht viel geschafft.

Es ging wie immer leicht auf und ab, keine besonderen Ansprüche, die Sonne wurde immer wieder von Wolken verdeckt. Zur Mittagszeit erreichte ich einen kleinen See (war nur eine Aufweitung des Weißkarbachs), der ebenfalls schön eingerahmt lag. Hier machte ich Pause. Beim Blick auf die Karte wurde es mir aber schlecht: immer noch gut 8 km von 17,5 km. Dann habe ich gerade gut die Hälfte. Und es war schon 12:30 Uhr vorbei. Und es kamen immer mehr Wolken.



Entsprechend wenig lang und entspannt war dann meine Pause. Heute war es wirklich schlimm, keine Ruhe oder Gelassenheit bei mir. 🙈

Am nächsten Abzweig trennten sich die Wege nach Vent (runter, da gingen alle lang) und zur Breslauer Hütte (weiter auf der Höhe). Noch zwei Stunden und 15 Minuten sagte der Wegweiser. Dann bin ich um 16 Uhr da. Das passt. Jetzt könnte ich eigentlich entspannen - die Wolken auf der anderen Seite des Tales wurden aber immer grauer. Und zum Ende hin schaute es schon nach Gewitter aus. Also nicht nachlassen vom Tempo her.



Der Weg war nicht mehr ganz so breit und eben, aber immer noch gut zu gehen. Er stieg kontinuierlich an, so sammelte ich einige Höhenmeter. Ein wilder Bach, der sich über die Zeit ziemlich tief eingeschnitten hatte, musste gequert werden. Und als das Rauschen verstummt war, hörte ich dass erste Grummeln der Gewitter. Nein, ich muss doch noch eine Stunde - mindestens.

Um kurz vor drei Uhr erreichte ich die Bergstation eines Sesselliftes. Der Wind hatte stark zugenommen und man sah die Gewitterwolken schnell näher kommen. In der anderen Richtung sah ich aber auch schon die Breslauer Hütte. Was machen?

Der Sessellift-Wärter schaute aus seinem Container. Ich fragte, wer wohl schneller ist: das Gewitter oder ich zur Hütte rauf?

Er meinte: das Gewitter! War für 15 Uhr angesagt. Und der Wind war schon so heftig, dass er den Liftbetrieb einstellen musste. Er bot mir an, dass ich ggf. auch zu ihm reinkommen kann - auch wenn er das eigentlich nicht darf. Kurz überlegt - dann doch lieber Container.



Und das war auch gut so. Der Wind legte zu, so dass ich die Tür kaum mehr auf bekam. Es blitzte nur zwei oder dreimal, regnete kaum, aber es war dennoch riskant. Und in Richtung Sölden zuckten einige Blitze klar und deutlich ins Tal. Nein, war eine gute Entscheidung gewesen, ich hätte es nicht bis zur Hütte geschafft - zumindest nicht trocken.


Nach einer Stunde war alles vorbei. Ich brauchte nicht mal meine Regenjacke, und so riss ich die 250 Hm und 1,6 km in einer halben Stunde runter.

Gerade rechtzeitig, denn das nächste Gewitter war im Anmarsch. Perfekt getimet.


Zum Abschluss des Wandertages noch ein Bild extra für Doreen, sie hatte sich schon um meine Wandergiraffe Sorgen gemacht. Nein, alles gut bei ihr, sie wandert eifrig mit.



Die Hütte selbst ist nicht so der Hit. Irgendwie war schon das Willkommen total unpersönlich und distanziert, die Schlafplätze in den Lagern sind mit Brettern getrennt (Überbleibsel aus Corona-Zeiten) und man fühlt sich wie in einem Kuhstall mit Einzelgattern. Und das Essen bzw. das Trinken ist überdurchschnittlich teuer - trotz Materialseilbahn.



Da ich heute auch überdurchschnittlich müde bin, werde ich es nicht ewig aushalten. Und früher ins Bett gehen.


Schlaft ihr auch gut, morgen beginnt wieder eine neue Woche. Die letzte (halbe) Schulwoche, bevor die großen Ferien anfangen. Glückwunsch!


Grüße von oberhalb von Vent von der Breslauer Hütte!


Knuti

74 Ansichten4 Kommentare

4 Comments

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n.leetz
Jul 24, 2024
Rated 5 out of 5 stars.

Hey Knuti, der Parkplatz muss auch vom E5 in Richtung Vent gekreuzt werden. Ich kam damals von der Braunschweiger Hütte am Gletscher.. War genauso geschockt wie Du...Keep on going!

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Knut
Knut
Jul 30, 2024
Replying to

Hey Niels,


die Annäherung bzw. das Laufen einer Teilstrecke des E5 war mir tatsächlich bewusst. Nur habe ich irgendwie es nicht geschafft, die Braunschweiger Hütte in Bezug zu bringen und wo genau der E5 verläuft - klingt blöd, aber es waren keine richtigen Karten im Internet zu finden, nur grobe Bilder. 🙈


Der Blick auf Parkplatz und Liftanlagen hat mich echt sprachlos zurück gelassen. War froh, sehr schnell wieder weg gekommen zu sein.


Knut

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SUL
Jul 22, 2024

Hallo Knut,

da bei Vent bin ich auch schon rumgestiefelt. Von Vent über das Wildes Mannle zur Breslauer Hütte und zurück nach Vent. Ist schon ewig her aber nett, die Gegend wenigstens auf Bilder mal wieder zu sehen.

Vielleicht kommst Du ja bei Deinem weiteren Weg auch beim Würzburger Haus vorbei, war damals auch eine nette Tour von Vent aus.

Horrido und Berg frei!


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Knut
Knut
Jul 22, 2024
Replying to

Hi Uli!


Ich habe tatsächlich an dich und deine Tour damals gedacht. Du hattest es mir mal erklärt, wo du lang gelaufen bist, wusste es aber nicht mehr genau.


Heute ging es von der Breslauer Hütte über den Höhenweg bis kurz vor die Vernagt-Hütte, dann weiter am Hochjoch-Hospiz vorbei bist zur Schöne-Aussicht-Hütte.

Am Würzburger Haus komme ich nicht vorbei. Morgen geht es zur Oberetteshütte, dann in Richtung Reschenpass.

Schön hier, das auf jeden Fall!


Grüße in die Heimat

Knut


Edited
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