So, wie war denn nun die erste Nacht im Zelt?
Nachdem die LuMa keine Luft mehr verloren hat, zumindest nicht hart.... 😄
Aber leider zu kurz. Bin immer wieder aufgewacht, gedreht, und ab dreiviertel 6e meinten die 'rücksichtsvollen' Italiener von gestern, vor der Hütte lauthals sich unterhalten zu müssen. 🙄
Aber sonst war es okay, auf jeden Fall nicht zu kalt oder wegen des Windes zu unruhig.
Frühstück um 6:30 Uhr, also schon mal aufräumen und zusammenpacken was geht, den Rest nach der Nahrungsaufnahme und dem Zähneputzen.
Um 6:30 kamen mir dann aber schon lauter Mitbewohner fertig vom Frühstück entgegen, irgendwie muss es eine Zeitverschiebung zwischen mir und Italien geben....
Leckeres und ausgiebiges Frühstück, nochmals Unterhaltung mit der Stuttgarterin, dann fertig machen und den Rest vom Zelt abbauen. Dabei sah ich: die gesamte italienische Wanderschaft ging zur gleichen Scharte hoch wie ich. 😱 Oh nein! Bitte nicht. Das waren bestimmt 30 Leute.
Der Wirt beruhigte mich ein Stück weit: Nein, sie laufen nicht zur Edelrauthütte, meinem Ziel. Also heute Abend muss ich sie nicht nochmal ertragen.
Vorteil des gemeinsamen Weges: die Italiener werden das gleiche Schneefeld überqueren müssen wie ich, dann kann ich deren Spur nutzen.
Als ich los ging, war von ihnen nichts mehr zu sehen - und vor allem zu hören. Sehr gut. Der Weg ging erst gemütlich über geordnete Steinplatten, später steiler in Serpentinen und Holzstufen bis zur Scharte. Noch nicht mal oben, hörte ich schon wieder die italienische Wanderer. Feiern die den Abstieg übers Schneefeld? Geht da jeder einzeln? Fliegen die reihenweise den Berg runter?
Ich sah es, als ich oben an der Scharte war: alle standen zusammen, machten Fotos, feierten sich, grölten und waren einfach laut.
Nun gut, dann schnell vor ihnen wieder runter. Nur wo ist das kritische Schneefeld, dass mir der Wirt gestern Abend noch beschrieben hat? Es gab eines, aber das war easy zu gehen, auch ohne Grödl. Na dann...
Kaum unten, wurde es ruhig. Endlich. Durch ein Törl wechselte ich von den inneren Bereichen der Berge auf die südwestliche Seite des Bergkamms, mit Blick ins Pfunderer Tal. Die Sonne schien, der Wind war nicht so heftig wie gestern, der Weg führte an einen steilen Grashang entlang, sehr eng (vielleicht zwei Schuh breit), nur leicht rauf und runter. Sehr schön!
Nach einer halben Stunde kamen drei kleine Hütten (verlassen), eine Bank davor lud zum Pause machen ein. Ich nutzte den Sonntagvormittag und rief meine Familie an - ein Video-Telefonat, es war sehr schön und toll, alle mal wieder zu sehen! Danke für die Zeit!
Leider kam dann die ganze Gruppe der Italiener hinter mir her - oh my god! Daran hatte ich nicht gedacht. Vor allem zog sich die Gruppe so wahnsinnig auseinander. Einmal hinein geraten, wäre ich verloren gewesen. Ein zweites Videogespräch musste ich deshalb abbrechen - was mir total leid tat! 😢
Inzwischen waren die ersten Wanderer der Gruppe eingetroffen, mein noch laufendes Telefonat interessierte sie nicht, einer setzte sich direkt mit gegenüber und redete in einer Lautstärke mit einem zweiten, dass ich nichts mehr verstand. So 'rücksichtsvoll', wie sie sich gestern und heute an der Hütte schon gezeigt hatten. Rucksack geschnappt, vor gerannt, alle überholt und dann Beine in die Hand! Weiter den Höhenweg durch den Grashang entlang, konnte ich schnell Abstand gewinnen, es war aber wie eine Treibjagd: jedes Foto, jede Chatnachricht brachte die Jäger (Italiener) der Beute (ich) wieder näher. Nicht mit mir, weiter Gas geben.... 🐰🏃
Irgendwann waren sie nicht mehr zu sehen (und hören), ich konnte mich entspannen. Und den leichten Abstieg angehen, der noch anstand, bevor der Wechsel über die Kuhscharte ins Eisbruggbach-Tal erfolgte.
Ein Bachlauf mit Schneefeld musste überquert werden - und das hatte es in sich. Denn es lag genau im Bereich des Weges und wurde vom Bach darunter unterhöhlt, man weiß aber nicht, wie dick die 'Decke' des Schneefeldes über dem Bachlauf ist - sehr kritisch. Also musste ich in einem Grashang absteigen, an einer unkritischen Stelle über den Bach und wieder aufsteigen. Ging aber alles gut - klar, sonst würdet ihr diesen Blog nicht lesen. 😁
Am nächsten Bachlauf konnte man an einem weiteren Schneefeld gut erkennen, was ich meine mit 'Decke' des Schneefeldes. Von oben sah es aus wie vorher, aber beim Überqueren des Bachs, konnte man 'durch das Schneefeld hindurch schauen'. Gut zu sehen: die oberste Schicht war nicht sehr dick. Hätte sie mich gehalten? Musste sie zum Glück nicht.
Der Aufstieg zur Kuhscharte war wieder einmal echt hart, so steil, eng, fast direkt in Falllinie. Und ich merkte die bislang fehlende Mittagspause. Zum Glück war es oben dann relativ eben, ich konnte auf einer Grasfläche sitzen, Pause machen und den Blog vom Vortag fertigstellen und hochladen.
Eine gute Stunde später machte ich mich fertig für den letzten Teil des Tages, und zwar einem ganz besonderen. Vor sechs Jahren bin ich mit Niels im Rahmen von München-Venedig von der Edelrauthütte bis zu meinem heutigen Einstieg ins Eisbruggbach-Tal in entgegengesetzter Richtung gelaufen. Bei ähnlichem gutem Wetter. Es war wie ein Déjà-vu. Ich versuchte, mich an die Ereignisse von damals zu erinnern, ähnliche Fotos zu machen und freute mich daran, dass ich mich an so viel erinnerte. Tolle Erinnerungen. Glückliche Erinnerungen! Der Tag nach dem Hochfeiler! Wow!
Dankbarkeit kam auf, dass ich die Möglichkeit hatte, München-Venedig mit Niels zu laufen.
Das ist nämlich ein Nachteil vom alleine Weitwandern: man wandert alleine! Und kann Freud und Leid nicht teilen.
An der Edelrauthütte - einer sehr modernen, und bei der Eröffnung sehr kontrovers diskutierten Designerhütte - erhielt ich dann einen Lagerplatz, es ist zum Glück nicht so viel los und die, die hier sind, verhalten sich deutlich gesellschafts-konformer.😄
Heute hatte ich mal keine großartige Gesellschaft, macht aber nichts, dann muss ich nicht zum 100-sten Mal die Story meiner Tour erzählen. Kann auch entspannend sein.
Und ich hatte den Tag über schon Kontakt zu so lieben Menschen, dass es okay für mich ist.
Heute ist EM-Finale, mal sehen, wer gewinnt: Spanien oder England! Ich bekomme es nicht mit, weil Internet hier mal wieder nicht existiert. Oder nur so spärlich, dass ich extra raus vor die Tür muss - und soooo wichtig ist Fußball auch nicht für mich, Hauptsache Spanien gewinnt! 😜
Habt einen schönen und kurzweiligen (Fußball-) Abend,
Bis Morgen!
Grüße aus den Pfunderer Bergen
Knut
Hallo Knut hast du eigentlich etwas gegen Italiener? Kann dich aber gut verstehen - warum müssen die immer so laut sein! Ich war am Wochenende mit meiner Frau im Montafon um die Ruhe in der schönen Bergwelt zu genießen. Und dann kam die italienische Familie, vorbei war die Stille, der Papa laberte ununterbrochen in einer durchdringenden Lautstärke - einfach nervig. Da heißt es einfach wie du es auch gemacht hast - Flucht nach vorne!😀 Liebe Grüße Marcus