Es hatte sich schon abgezeichnet, dass der heutige Tag ein weiterer Schlechtwettertag werden wird. Der Regenradar hatte gestern für den kompletten Vormittag starken Regen angezeigt, für Nachmittag dann wieder. Erst in der Nacht auf den morgigen Dienstag sollte es besser werden. Und da ich heute über zwei Scharten auf jeweils um die 2.500 mNN gehen sollte, war das mit dem Regen und der Kälte alles andere als erfreulich und schön. Daher beschloss ich, einen (weiteren) Schlechtwettertag einzulegen.
Das Refugio Genova-Figari war sehr angenehm, die junge Wirtin und die beiden Jungs machen einen entspannten, relaxten und unkomplizierten Eindruck. Und so fühlte ich mich nicht unwohl.
Es regnete schon beim Aufwachen und der Blick aus dem Fenster zeigte - nichts. Alles im Nebel, wieder keinerlei Sicht... So macht es aber auch keinen wirklichen Spaß.
Ich lümmelte nach dem kargen Frühstück bis mittags im Bett, schrieb Blog, chattete, laß Zeitung und ließ es mir gut gehen. Um die Mittagszeit herum ging ich nach unten um zu fragen, ob es möglich wäre, etwas zu Essen zu bekommen. Und zufälligerweise war das Essen für die Wirtsleute und zwei weitere Helfer fertig - und ich durfte mich dazu setzen und mit essen.
Die Crew hat angefangen, die Verkaufstheke umzubauen. Also alles raus und eine neue Küche rein. Und vorher noch den gesamten Holzboden abschleifen.... Es war also Action in der Hütte - störte mich aber ja nicht.
Gegen fünf Uhr kam die Sonne ein bisschen raus, und ich beschloss, mich doch noch zu bewegen. Den ganzen Tag nur im Bett, das ist nichts. Also (Wander-)Schuhe an, Regenjacke übergeworfen, und raus. Einmal um den See wäre doch eine Option, dürfte so eine Stunde sein. Das passt dann auch mit dem Abendessen. Und so stiefelte ich los, flotten Schrittes (hatte ja ausnahmsweise keinen Rucksack dabei) und kam schnell zur Staumauer. Hier fing es bereits leicht zu regnen an - Mist. Vorhin war noch Sonne... Auf der Staumauer selbst war es irgendwie gespenstig. Wenn man weiß, dass es links vielleicht 30 bis 40 Meter hinunter bis zum See und rechts ungefähr 120 bis 130 Meter bis zum Fuß der Staumauer geht, man selbst aber oben auf der Krone völlig im Nebel läuft und nichts sieht. Aber der Kopf weiß es.
Nach der Staumauer musste ich mir ohne Sicht den Weg hinunter zum Wasser suchen. Gestern hatte das alles noch so einfach ausgesehen, hier bin ich ja von der Scharte herunter gekommen. Da war es gefühlt nur ein Katzensprung bis zum Wasser, heute stellte es sich als kleine Herausforderung dar.
Es gab keinen direkten Weg um den See, der Wasserstand war jedoch so niedrig, dass ein breiter Streifen Geröll und Schotter am Rand des Sees lag - auf ihm konnte man gut laufen ohne große Höhenunterschiede. Nur hinkommen müsste man.
Der Regen wurde stärker, ich hatte natürlich meine 'Hausklamotten' an, weil die anderen (Wander-)Klamotten nicht mehr so angenehm riechen und nach dem Wandern immer nass sind. So wurden diese nun auch nass und dreckig. Ich muss unbedingt wieder eine Waschmaschine finden. Nach einer Stunde laufen und rund einer halben Stunde Regen war ich zurück an der Hütte - und genau dann hörte es auf. Klar... 🙄
Und, weil es so schön ist, riss beim Schuhe ausziehen mal wieder der Schnürsenkel - 5:1 für den rechten Schuh!!!!
Abends saß ich mit fünf Mädels und Jungs aus Berlin beim Abendessen zusammen, sie waren nicht so weich wie ich und sind durch den Regen gelaufen. Hatten aber auch nur einen relativ kleinen Aufstieg von unterhalb der Staumauer bis zum Refugio. Klitsch nass waren sie allemal.
Und so konnte ich ausnahmsweise mal wieder deutsch reden. War auch ganz schön.
Und so endet der Tag ohne (große) Ereignisse, aber einer sehr geruhsamen Zeit.
Morgen soll es schön werden, so richtig mit Sonne und Sicht auf die Berge. Das wäre tatsächlich mal schön. Ich hoffe es sehr.
Und dann sind die 16 km mit 1.100 Hm rauf und knapp 1.200 Hm runter auch gut zu schaffen.
Bis dann, macht's gut.
Knut
Danke für Deine Warnung vor dem Schlechtwettertag. Ich habe mir mal einen Tag lang keine Sorgen gemacht! 😌