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See-Scharte oder doch Schartensee?

Zum Glück war die Nacht auf der Schöne-Aussicht-Hütte gut, die Ohrenstöpsel halfen gegen die Schnarcher. Und meine Müdigkeit tat ihr Übriges dazu...

Durch das kleine Fenster konnte ich nach dem Aufwachen sehen, dass schon die Sonne schien, auch wenn sich immer wieder Wolken davor schoben bzw. die Hütte in Watte hüllten.


Also auf, packen, Zähne putzen, warten auf das Frühstück. Ach ja, stimmt, zahlen musste ich auch noch. Nicht vergessen!


Beim Schuhe anziehen verzögerte sich mein Start dann doch wieder ein bisschen, ich wurde von einem Herren angesprochen, da ich doch etwas mehr Gepäck dabei habe. Er selbst ist mir seiner Frau den E5 gelaufen, ganz gemütlich in 8 Tagen. Heute geht es noch drei Tage nach Verona. So geht Urlaub! 😄

Natürlich musste ich erzählen, was ich vorhabe, so verging etwas Zeit bis zum Losgehen. Zusammen sind wir in den Abstieg gestartet, nach einer halben Stunde war von ihnen (hinter mir) nichts mehr zu sehen.



Heute war es ein nicht so langer Tag. Ich hatte nur gut 11 km zu gehen, aber auch die können es in sich haben. Erst musste ich ca. 750 Hm runter von der Hütte in Richtung Kurzras, einem Skiort oberhalb des Vernagt-Stausees. Zum Glück brauchte ich nicht bis ganz nach unten in den Ort, sondern konnte vorher schon über einen Höhenweg abbiegen in Richtung meines Aufstiegs. Die 750 Hm runter hatte ich nach einer Stunde 'erledigt'.



Gestern hatte mir die Mitarbeiterin von der Schöne-Aussicht-Hütte nicht richtig sagen können, wie der Weg über das Joch zur Oberetteshütte ist. Ich hatte aber (vermeintlich) gesehen, wo ich hoch muss und hatte sehr viele Schneefelder gesehen. Das machte mir etwas Angst. Also rief ich kurzerhand bei der Oberetteshütte an, ob sie wissen, wie der Weg zu gehen ist!? "Eigentlich gesperrt, weil an einer Stelle Teile des Weges abgegangen sind! Aber es gehen ihn dennoch einige! Und man muss ein paar Restschneefelder queren! Die Verantwortung liegt bei dir!" - Klar, was sonst. Aber wenn einige Wanderer den Weg schon gegangen sind, müsste es auch am abgegangen Teil möglich sein. Später merkte ich, dass ich woanders hoch musste, hatte mich also getäuscht. Ob es etwas ändert, würde ich dann erfahren.


Also galt es, den Aufstieg in Angriff zu nehmen. 1.000 Hm am Stück, keine Ruhepause dazwischen (in Bezug auf die Höhenmeter!). Ich hatte mir aber angesichts des langen Aufstiegs vorgenommen, langsam und mit Bedacht zu gehen, ich musste mich ja nicht hetzen. Nach dem Bildstöckljoch (3.098 mNN) ging es nur noch 420 Hm runter.


Also Tempo runter, gleichmäßig gehen, was am Anfang aufgrund der geringen Steigung gar nicht so einfach war. Ich musste mich ständig zwingen. Es ging über schöne Wiesen, Schafe wie immer darauf, und Wasser von allen Seiten. Einige (kleine) Felsen mussten durchschritten werden, man sah den Gletscherschliff. Als es doch einmal für 20 m fast eben war und es anschließend richtig steil durch ein Geröllfeld gehen sollte, machte ich kurz Pause. Wo stehe ich eigentlich gerade? Bin eine Stunde unterwegs....! Was, schon 570 Hm von den 1.000? Wow! Gut. Aber dennoch: der schwierige Part kommt ja noch.



Ja, und es ging gleich los. Das Geröllfeld war echt steil, ich sage nur 'Schüttkegel'. Und es gab kaum Serpentinen, bzw. die waren so klein, das zählt schon fast als Falllinie. Und so ging es aufwärts, weiter und weiter. Die Schnellfeder waren keine Herausforderung, zum Glück. Nur im obersten Bereich wurde es mir mulmig. Ich war im Schotterfeld unterwegs, links neben mir ein schmales Schneefeld, danach wieder Schotter. Und dort polterten Steine runter, keine 50 m weg. Mit Größen, die einem Reisekoffer gleich kamen. Mehrfach hörte ich es. Manche zerbrachen beim Absturz. Puuuuh. Nicht gut. Da würde aber auch kein Helm nutzen. Über mir waren zum Glück keine Geräusche wahrzunehmen. Schnell weiter.


Es wurde schließlich etwas weniger steil und der Weg war gut zu sehen und zu gehen. Er wechselte die Richtung, und auf der Karte sah ich, dass es noch 100 Hm bis zu Scharte waren. Schon geschafft? Denkste! Jetzt kam der Part, an dem der Weg abgegangen war. Es war der komplette Hang ins Rutschen gekommen, das Geröll frisch aufgeworfen, dazwischen feiner Schotter, alles lose und rutschig. Zum Glück nicht direkt am Hang und es war nicht ausgesetzt, aber ich musste mir selbst den Weg suchen und immer darauf achten, dass ich keine losen Steine / Felsen erwischte. Man sah den Unterschied deutlich, es war alles hellbraun und frisch, im Gegensatz zu den meist dunklen Felsen sonst. Alleine die Tatsache, dass ich kein Foto gemacht habe, zeigt meine 'Anspannung'. Ohne größere Probleme kam ich über diesen Abschnitt - geschafft. Puuuh. Nun lag nur noch ein Schneefeld vor mir, ich zog zur Sicherheit (und für das bessere Gefühl) die Grödl an. Und dann war es auch nur noch 5 Minuten bis zum Bildstöckljoch.


Dann noch eine tolle Überraschung: direkt am Joch, in einer kleinen Senke, lag ein kleiner "See", ein Schartensee sozusagen. Er schimmerte so toll türkisblau, wundervoll, und das, obwohl keine Sonne schien.



Nach dem Joch ging es dann über flache Schneefelder und Wege abwärts bis zu einer Gebirgskante. Kein Vergleich zu vorher. Ich nutze die Ruhe, die Einsamkeit und die vorhandene Zeit, um dort im Windschatten Mittagspause zu machen. Gaskocher raus, Tee gekocht. Und dazu Riegel und das Obst, was ich auf der Schöne-Aussicht-Hütte als Verpflegung bekommen hatte (für umsonst). Über zwei Stunden verbrachte ich dort, baute Steinmandl, schaute mir die umliegenden Berge an, chillte, bevor ich den letzten Abstieg begann. Eine halbe Stunde sollte der bis zur Hütte dauern, man sah sie schon.



Es folgte ein kurzer, steiler und in Teilen schmal in der Felswand gehauene Weg, zwischendurch sogar mit Schneefeld - aber versichert.



Und so kam ich dann bereits um Viertel nach 3e an der Oberetteshütte an. Sehr nette Wirtin, schöne Lage mit tollem Ausblick, leckerem Apfelstrudel und toller Sonnenterrasse. Was will man mehr?

Nach getaner 'Arbeit' entspannen und ausruhen.



Morgen heißt es dann: runter ins Tal, nach Schluderns bzw. Mals. Dort erwarte ich dann meine Mitwanderin Yvonne, die mich für die nächsten zwei Wochen begleiten wird. Ich hoffe, das klappt alles.


Habt einen schönen Tagesabschluss und für alle Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg: startet gut in die Ferien! Alle bayrischen Schülerinnen und Schüler müssen noch bis Freitag ran.


Es grüßt euch euer

Knut

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