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Todesstern gefunden - Darth Vader leider nicht

What? Von was redet der denn?

Wenn ihr euch jetzt fragt, ob ich zu viel getrockneten Kuhdung geraucht oder zu intensiv an den Edelweiß geschnuppert habe - nein, nicht ganz, lasst euch ob dieser Worte überraschen.


Für heute hatte ich keine Extratour vorgesehen, es reichte auch so schon. Der vierte Tag in Folge mit knapp 19 km, das sollte dann genügen. Schlussendlich waren es in den Tagen ab Sampeyre (also mit heute) 75,5 km mit 4.280 Hm rauf und 3.950 Hm runter. Da müssen keine Extrawürste mehr sein.


Beim Frühstück hatte ich nochmal die Gesellschaft von gestern Abend, also eine nette Runde mit schönen Gesprächen. Ist schon besser, als alleine vor sich hin zu mümmeln. Und so kam ich natürlich erst etwas später los, zum Glück wollten die anderen aber auch starten, sonst wäre ich hängen geblieben.


Alles fertig, ging es los den Weg, den ich schon von gestern kannte - nur in umgekehrter Richtung. Und ich muss zugeben: gestern Nachmittag kam es mir einfacher vor, obwohl ich so fertig war nach dem anstrengenden Tag. 😆

Bis an den Abzweig, an dem ich gestern ankam, war nichts besonderes passiert. Es ging am Bach entlang, durch einen Wald und die Aussicht hielt sich in Grenzen bzw. kannte ich von gestern schon.



Im weiteren Verlauf folgte ich erneut dem Bach, bis es aus dem Wald heraus in den Aufstieg zur ersten Scharte ging. Wieder war es ein weites Tal, in das ich hinein blicken konnte. Unten lag eine Farm, außen herum felsige Berge soweit man blicken konnte. Ich musste einen Hang hinauf, der Weg war aber gut zu gehen, nicht zu steil, schon sehr ausgetreten und sogar mit Motorcross-Reifenspuren gespickt. Je höher ich kam, desto weniger Bäume säumten meinen Weg, dafür kamen mal wieder Bunker aus dem 2. Weltkrieg in Sicht. Sie waren von außen echt gut in Schuss, ich vermute aber, dass hier nachgeholfen wurde - zu perfekt war die Außenhaut erhalten.



An einem der vielen Bunker führte der Weg unmittelbar vorbei. Und nachdem die Tür offen stand (wie immer 😄), setzte ich den Rucksack ab und nahm mein Handy in die Hand, um mir etwas Licht zu spenden. Es waren wie so oft ein paar kleine Räume nach hinten (also in Richtung Berg), und nach vorne mit Blick ins Tal die Schießscharten bzw. deren Räume. Nur diesmal ging auch eine Treppe weiter in den Berg hinein. Mist, jetzt wäre doch die Stirnlampe besser gegenüber der Taschenlampe am Handy. Nun war ich aber schon so weit drin und es ging durch eingestürzte Wandteile eh nicht weiter, nun wollte ich nicht wieder zurück. Es ging auch so. Nur wenn ich ein Foto machte, ging die Taschenlampe automatisch aus. Wow, stockdunkel. Aber wirklich stockdunkel - nichts hat man mehr gesehen. Erst wenn der Blitz geblitzt hat (was sollte er sonst machen?), sah man die (kaputten) Wände, die (teils eingestürzten) Decken und den aufgebrochenen Fußboden - der Fels bzw. Boden hier arbeitet scheinbar etwas mehr als anderswo.



Mir war kalt, schon beim Aufstieg hatte ich nur mein T-Shirt an, wenn ich aber mit Speed den Berg hoch laufe, wird mir immer sehr warm. Sobald ich aber stehen bleibe, kriecht es sofort (auch durch die Nässe des Schweißes) kalt in den Körper.

Zur ersten Scharte war es nicht mehr weit. Ich schmiss mir den Rucksack wieder auf den Rücken, schnappte die Stöcke (Stecken? 🤔) und nahm noch die letzten Meter bis zum Passo della Gardetta (2.440 mNN). Dann - wie immer - der erste Blick voraus ins nachfolgende Tal. Sehr schön. Eine weite Fläche lag vor mir, gesäumt von nicht ganz so mächtige Gebirgsketten, mittig ein Refugio. Bei strahlendem Sonnenschein wäre es wahnsinnig schön gewesen, heute bei bewölktem Himmel und zugiger Luft eher nüchtern - sah aber trotzdem toll aus!



Zwei Holländer aus Amsterdam saßen in einem windgeschützten Eck und sprachen mich an, wir erzählten kurz und ich folgte der alten, militärischen Schotterstraße, die vom Pass (nicht Scharte, wie vorhin fälschlicherweise geschrieben) weg führte. Um eine Ecke herum, sah ich schon den weiteren Verlauf - immer gleichmäßig ansteigend, mitten im Schotterhang, gut zu erkennen. An einer Stelle waren drei Arbeiter mit einem Minibagger beschäftigt, erst kürzlich abgegangenen Schotter auf die Seite zu räumen. Vielen Dank, ihr fleißigen Helfer, fürs Richten des Weges.

Kurz darauf erreichte ich den zweite Pass auf 2.620 mNN. Und wieder ergab sich ein neuer Blick voraus. Toll. Ein weiteres Tal, in das ich hinab Richtung Pontebernardo absteigen durfte.



Kurz unterhalb waren erneut zwei Bunker zu entdecken. Diesmal holte ich aber die Stirnlampe heraus, nachdem ich gesehen hatte, dass der größere der beiden Bunker keine Eingangstür aufwies, also von dem kleineren Bunker aus zu erreichen sein musste. Und ja, es war cool, in der gesamte Anlage zu stöbern.



Glücklicherweise kam nun endlich auch die Sonne raus, und im windgeschützten Bereich wurde es angenehm warm, dazu herrschte hier eine absolute Stille. Ab und zu pfiff ein Murmeltier oder eine Bergdohle krächtzte, aber sonst - Stille. Hingesetzt, Augen zu und gelauscht. Nur das Rauschen des Blutes in den Ohren (und der Tinnitus) waren zu hören - so schön!



Ich wusste aus der Karte, dass sich in ein paar Minuten Abstieg ein schöner See (Lago Oserot) befinden sollte. Das wäre doch ein toller Ort zum Pause machen. Und so ging es durch eine weite Ebene in leichtem Abwärtsgang über Weiden und zwischen Steinen und Schuttfeldern hindurch. Als dann der See ins Blickfeld kam, war aber die Enttäuschung groß: Ja, der See war wie beschrieben türkisfarben, aber er hatte kaum mehr Wasser und eine Kuhherde nutze ihn als Trinknapf. Dementsprechend sah das Ufer aus, alles zugesch.... und wenig einladend. Dann doch lieber noch ein paar Meter weiter auf einen Hügel mit Blick ins Tal gesetzt.



Ich machte eine gute Stunde Pause, ließ mich von der Sonne wärmen und blickte auf die Seealpen, die ich in den nächsten Tagen durchqueren sollte. Nur wurde das Wetter schlechter angesagt - ich hoffe, ich kriege die dann nicht nur mit Regenwolken bzw. im Regen präsentiert.

Der weitere Abstieg war dann echt super, der Pfad schlängelte sich toll durch verschiedene Ebenen der Felsen, ich konnte es laufen lassen. Der Weg war wohl auch noch aus der Zeit des Krieges. Und so passte es dann auch, dass plötzlich neben den Weg ein riesiger weißer "Todesstern" zwischen Gras und einem Strauch lag.



Meine Generation und die etwas Jüngeren wissen, was mit 'Todesstern' aus den Star Wars Filmen ("Krieg der Sterne") gemeint ist. Genau so sah der 'Westliche Riesenbovist' aus, der dort lag. Er war mehr als handgroß und hatte an der einen Seite eine kreisrunde Delle - sofort kam mir das Bild des Todessterns in den Sinn. Oder was fällt euch dazu ein? Irgendwie lustig, ich hatte einen SO großen Pilz noch nicht gesehen!



Im Tal angekommen, stand noch das letzte Stück an der Straße entlang auf dem Programm. Hier hatte sich der Fluss 'Stura di Demonte' tief in den Berg eingeschnitten. Links vom Fluss ragte eine ca. 600 m hohe Felswand fast senkrecht empor. Die Route folgte auf der anderen Flussseite der alten, nicht mehr benutzen Straße - es gab inzwischen ein Galeriebauwerk und einen Tunnel für die Autos. Und so konnte ich in Ruhe durch den Felseinschnitt wandern und die Mächtigkeit der Felswand auf mich wirken lassen.



Zum Schluss verlief der Weg noch durch ein Waldstück am Fluss entlang. Nichts wirklich wildes mehr, so erreichte ich um halb 5e die Ortschaft. Hatte mir sehr viel Zeit gelassen heute - bin stolz auf mich. Mit der Unterkunft im Posto Tappa klappte es auch, ein leckeres Abendessen bekam ich von der zugehörigen Pension. Und in der Nächtigungsunterkunft hatte ich ein Mehrbettzimmer für mich alleine. Wunderbar.


Hoffe, ihr erklärt mich nun nicht für verrückt, weil ich mit Star Wars angefangen habe. Aber vielleicht werde ich es auch gerade schon, ohne es zu merken! 😆


Bis Morgen!


Euer Luke Mountainwalker

52 Ansichten2 Kommentare

2 Comments

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Thomas Prinz
Sep 17, 2024

Viel geschafft Du hast, den Rest Du meistern wirst. Möge die Macht mit Dir sein.

😎💪👍🍀

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Knut
Knut
Sep 18, 2024
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Grazie mille! 💪

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