Der vorletzte Tag in den Dolomiten brach an, in der Nacht hatte es geregnet und gewittert - viel mitbekommen habe ich davon nicht - ich schlief mit Ohrenstöpsel. Auch wegen der SchnarcherInnen im Zimmer.... 😂
Ich wurde mal wieder mitten in der Nacht wach, und wenn man dann einen Schnarcher im Zimmer hat, ist es erstmal vorbei. Egal, nicht das erste und bestimmt nicht das letzte Mal.
Da es erst um 7:30 Uhr Frühstück gab, ich schon lange vorher wach war und nach dem Frühstück nicht ewig Zeit vertrödeln wollte, packte ich schon vor und war mehr oder weniger abmarschbereit. Vor der Hütte herrschte noch die morgendliche Ruhe, bevor dann kurz nach dem Frühstück die große Hektik ausbricht und sich dutzende von Leuten in alle Himmelsrichtungen verstreuen und wieder die Stille zurück kehrt.
So wie bei mir auch. Los ging's, in Richtung Norden, durch die grünen Hügel rund um die Hütte. Gefühlt war ich einer der wenigen, der diese Richtung einschlug - oder sie waren alle deutlich früher dran. Die Masse war von der Hütte aus Richtung Süden gelaufen. So hatte ich Ruhe - so wie die Kühe, die überall verstreut umherstanden oder sich trollten.
Es kam ein überraschend steiler Anstieg zur ersten Scharte. Wahnsinn. Fast Falllinie zum Hang, dazu ausgespült vom Wasser, ich dachte schon, dass ich falsch gegangen bin, aber die Markierungen waren eindeutig. Nur 100 Hm, die gefühlt aber doppelt so viele waren.
Wie es meist so ist, eröffnet sich einem an einer Scharte plötzlich eine ganz neue Aussicht. Die nächsten Berge kommen ins Blickfeld, der weitere Weg, neuer Besonderheiten.
Die Route führte nun durch ein riesiges Schotterfeld. Loser Schotter, was ich persönlich richtig gut finde. Viele haben Bedenken oder sind sich unsicher, ich finde es super, man kann schön mit Krawall durch den Schotter pflügen. Okay, man rutscht auch mal, aber das weiß ich ja vorher. Und so hatte ich diesen Bereich schnell hinter mich gebracht. Noch kurz durchs Schneefeld (fast eben), und weiter ging es auf Normalwegen.
Man merkte inzwischen, dass in Richtung Norden die wilden, schroffen Berge der Dolomiten immer weniger und es "gemächlicher" wurde. Nicht unbedingt von den Wegen her, aber die oft senkrechten, von zerbröckelnden Kalkgestein geprägten Felswände wurden weniger und grün dominierte immer mehr das Bild.
Aber eine kniffligere Stelle musste noch gemeistert werden: unter einer Felswand erfolgte der Aufstieg im Geröllfeld, man sah, dass der Winter seine Spuren hinterlassen hatte, der Weg war nicht gut in Schuss und ich musste mir ein Stück weit selbst den Weg suchen. Aber es war nicht kritisch.
Nach diesem 'aufregenderen' Teil und einem kleinen Abstieg war es einer schöner Höhenweg, der mich bis zum Lago Le De Fojedöra brachte. Dort schaute ich während einer kurzen Rast Kühen zu, wie sie am Seeufer entlang wateten und es sich gut gehen ließen. Ich hatte mir vorgenommen, noch bis zum Piz da Peres (Berggipfel, 2.507 mNN) zu laufen und dort dann meine Pause zu machen. Dann hatte ich vermutlich auch alle meine Höhenmeter hinter mir - je nachdem, ob ich am Kronplatz nochmal hoch muss oder nicht. Und am Gipfel mit Blick auf den Kronplatz würde bestimmt auch das Internet gut funktionieren - muss mir ja noch eine Unterkunft suchen (und meinen Blog veröffentlichen).
Also weiter, bzw. hoch. Vom See musste ich erst ein paar Meter gewinnen, um dann auf der Höhe einen tollen Weg mit bestem Blick auf die hinter mir liegenden Berge gehen zu können. Man konnte schön sehen, wo ich heute schon gelaufen bin. Und nach einem kurzen, knackigen Anstieg kam ich endlich am Gipfel an.
Toller Blick, in alle Richtungen. Die Pfunderer Berge kamen in Sicht, meine nächste Gebirgskette. Und die Dolomiten noch ein letztes Mal in ihrer ganzen Pracht.
Nun aber noch Blog fertig stellen (was leider wieder nur bedingt geklappt hat, es wurden keine Bilder und Videos hochgeladen, obwohl ich es gemacht hatte - inzwischen ergänzt, sorry für das Versehen!), und nach Unterkunft schauen. Drei Hütten gibt es am Kronplatz - keine bot eine Übernachtung an. Alles auf Winterbetrieb ausgelegt. Und bei einer Pension ging niemand ans Telefon.
Planänderung: ich steige ins Tal nach St. Vigil in Enneberg ab und gehe dort zur Tourist Info. Die helfen immer total gut. Nachdem ich aber gesehen hatte, was mir dann morgen für ein Weg bevorstand (nur Hatsch auf Forststraßen bis nach Bruneck) Stand für mich fest: Ich werde heute noch mit dem Bus nach Bruneck fahren und den 'gewonnenen' Tag für eine Pause nutzen. Ich möchte mich sowieso mit einem Kollegen treffen, der mit seiner Frau in Bruneck im Hotel Urlaub macht.
Und so war der Plan klar: Absteigen, Touri Info, Bus nach Bruneck, Treffen, Pause! Und aus dem vorletzten Tag in den Dolomiten wurde spontan der letzte Tag.
Aber davor stand noch der Abstieg, und der war nicht ohne. Erst durch schroffe Felsspitzen, sehr eng und in kleinen Serpentinen, loses Gestein, später dann aber zum Glück durch einen schönen Wald ging es stetig bergab. Vom Gipfel bei 2.507 mNN bis zur Touri Info auf knapp 1.200 mNN waren es schlussendlich gut 1.300 Hm, die ich am Stück abgestiegen bin. Und das in eindreiviertel Stunden. Was meine Knie und Beine morgen dazu sagen werden?
An der Touri Info konnten sie mir nicht richtig weiter helfen, ich solle doch lieber in Bruneck selbst nochmal fragen. Zumindest bezüglich des Busses bekam ich passende Auskunft. Und so fuhr ich für nur 3 Euro (!) um 4e nach Bruneck, wo ich von der großen Hitze überrascht war. Am Berg ist es immer so viel kühler.
Ich telefonierte mit dem Kollegen, dass ich meine Pläne geändert habe und wie es bei ihm aussieht - und wie es die Zufälle so wollen, saß er mit seiner Frau vis-à-vis zur Touri Info. Ich also schnell dorthin, Unterkunft in St. Georgen gecheckt und auf ein kühles Getränk mit den beiden getroffen.
Als mein Bus zur Unterkunft fuhr, kam noch ein heftiger Gewitter runter - auch abends blieb es schlecht, der Weg von der Pizzeria heim wurde feucht. Für morgen sind wieder Gewitter angesagt, das passt dann perfekt mit dem Pausentag. Danach - also am Samstag - steht dann die 'Königsetappe' für mich an: 2.100 Hm rauf, 20 km von St. Georgen bis zur Tiefrastenhütte. Ob ich das schaffe???
Ich habe morgen Zeit zum Überlegen. Und Erholen. Und Wäsche waschen (lassen) .... 😁
Morgen steht dann kein großer Bericht bzw. Blog in Aussicht. Aber das werdet ihr schon überleben.
Bis dann
Euer Hausmeister
Lé de Fojedöra - in welcher Sprache ist das denn ein Name? 😄
Ein Tag ohne Blog - das wird dann auch hart für uns... 😬