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Willkommen in den Dolomiten


Die Nacht auf der Obstansersee-Hütte war angenehm gewesen. Ich hatte einen Dreier-Lagerplatz für mich alleine, die Ohrstöpsel schirmten mich von den Schnarchern ab. So konnte ich wenigstens gut schlafen nach dem doch etwas anstrengerenden Tag.


Doch schon beim Aufwachen und einem Blick aus den Fenster verriet es mir: auch der heutige Tag wird mich nicht mit Sonne überschütten - es war nebeligen und grau draußen, der Wind pfiff ums Haus.

Erstmal frühstücken, vielleicht wird es noch besser.



Das Frühstück war nichts ausgefallenes, aber es ist schon irgendwie witzig, weil es immer wieder das Gleiche gibt, aber meist hat jede Hütte eine Kleinigkeit, was die anderen sonst nicht haben. Hier war es eine selbstgemachte Kokos-Creme fürs Brot. War lecker....


Dann wie immer Zähne putzen, alles zusammen packen, Wasser auffüllen, Schuhe holen und raus. Raus ins bescheidene Wetter. Raus in die nassen Berge. Raus in den kalten Wind - es wehte wie schon immer die letzten Tage ordentlich.


Zum Glück war der erste Aufstieg nur gemäßigt, ging in einem einfachen Weg zum Grat hinauf. Heute musste ich nur über den Grat queren, nicht entlang laufen. War auch gut so, oben wehte es noch viel heftiger als an der Hütte und es fing leicht zu regnen an. Okay, lassen wir es als erhöhte Luftfeuchtigkeit durchgehen...

Die Sicht? Wieder mal gleich Null!



Also runter vom Berg, ich wollte ja in die Dolomiten.

Der Weg war sehr angenehm, breit, eben, leicht abschüssig, so kam ich flott voran. Aus dem schönen Wanderweg wurde eine Forststraße, die wohl auch als Mountainbikestrecke verwendet wird. Auch hier kam ich flott voran. Nach einer Weile zweigte mein Weg davon ab und ging in einen Wiesenweg durch Alpenrosen und einzelnen Fichten über. Zum Glück fing es nicht an zu regnen, sonst wäre der Weg bzw. die Pflanzen links und rechts nass gewesen - nein, DAS wäre ja echt ungewöhnlich gewesen (Achtung Ironie!) 🙈

Aber: ich hatte das Gefühl, dass meine Schuhe länger durchgehalten haben als sonst, da hat die Schusterin in Lienz gute Arbeit gemacht. Aber auf Dauer halten sie dann doch nicht dicht. Und so waren sie dann bald durchweicht - kenne ich ja zur Genüge.



Ich traf dann auf einen Bunker bzw. einer Stellung aus den zweiten (oder ersten?) Weltkrieg, schön in die Landschaft integriert. Hier ging ja die Frontlinie zwischen Italien und Österreich durch. Es gab aber wenig zu sehen.



Weiter bergab, nun durch Wald, an einer Alm vorbei, und schließlich noch über Forststraßen bis zum Kreuzbergpass - der Grenze zwischen Trentino und Südtirol, bzw. zwischen den Karnischen Bergen und den Dolomiten. Kurze Pause, es kamen ein paar Sonnenstrahlen raus. Die Dauer konnte man eher in Sekunden denn in Minuten zählen, aber immerhin. Aber durch die Tatsache, dass ich (wie immer) verschwitzt war und es windete, konnte ich mich nicht lange hinsetzen. Wie immer halt. Keine schöne Pause, nicht aufwärmen oder trocknen, nur hinsetzen, schnell was essen, schauen dass man nicht auskühlt und weiter.



Rüber über die Straße - Willkommen in den Dolomiten! 🥳 So schnell geht das!

Leider hießen mich die Dolomiten nicht mit besserem Wetter willkommen. Unverschämtheit! 😂

Ich dachte, in Italien bzw. im Süden ist das Wetter immer schön und sonnig??? Oder warum fahren alle in den Süden in den Urlaub!? 🤷


Es folgte ein kurzer, aber brutaler Aufstieg über eine Skipiste. Ich fragte mich zwar, wer hier auf zwei (und nicht mehr) ausgewiesenen, sehr kurzen Pisten Ski fährt, aber okay. Wird schon seine Daseinsberechtigung haben.

Am oberen Ende der Piste entdeckte ich eine weitere Stellung aus dem Weltkrieg. Diesmal sehr viel aufwendiger, größer und interessanter. Ich lief einmal außen herum, hinein sehen konnte man nur durch eine vergitterte Tür. Die Fenster - genauer gesagt waren es Schießscharten - hatten Fensterläden aus glasfaserverstärktem Kunststoff. So sah es zumindest aus. Und alles war aufbereitet, um sich besser in die Landschaft zu integrieren.



Nach dieser historischen Einlage ging es an den letzten Anstieg - so zumindest mein Plan. Ich hatte aber schon auf der Karte gesehen, dass der Weg durch extrem steiles Gelände gehen soll - die Höhenschichtlinien in der Karte waren kaum mehr auseinander zu halten. Ob das bei Regen - der inzwischen wieder eingesetzt hatte - gut wird?

Zum Glück gab es einen alternativen Weg über das Refugio Lunelli. Also lieber da lang.

Was ich aber nicht gecheckt hatte beim Betrachten der Karte: ich musste erstmal gut 300 Hm runter, um genau diese Höhenmeter danach wieder zu gewinnen. Aber gut, bevor ich in einem kritischem Weg fest hänge, in Wolken, bei Regen, dann doch lieber die sichere Variante, auch wenn es mich die Höhenmeter kostet. Und gegenüber der ursprünglichen Planung waren es auch nur 200 Hm mehr. Das sollte zu schaffen sein - war es auch.


Der Abstieg zum Refugio Lunelli führte durch Latschenkiefern, ein ganz typischer Weg. War gut zu gehen, flott war ich unten. Vorbei an der Hütte und am Parkplatz und auf in den nun tatsächlich letzten Aufstieg. Man merkte am Geröll und an den Steinen, dass man sich in einer anderen Region befand. Das typische weiß-beige Kalkgestein der Dolomiten, viel Rundkiesel auf den Weg, ein bekanntes Bild. Und der Weg war wie eine "Autobahn", hier wird (bei schönem Wetter, nicht bei Regen) bestimmt einiges los sein. Eine Stunde zur Berti-Hütte rauf, was trinken auf der Sonnenterrasse, danach wieder runter ins Tal zum Auto. So stelle ich es mir vor. Jetzt war natürlich nicht viel los.



An rauschenden Wasserfällen vorbei ging es ordentlich, aber nicht besonders steil raufwärts. Und um 15 Uhr hatte ich es endlich geschafft und kam an der Berti-Hütte (Refugio Berti) an.

Alles nass, von Schwitzen und durch den Regen. Ich bin in einem Zwei-Bett-Zimmer untergebracht, der Raum ist zwei Meter lang, keine zwei Meter breit, es steht ein Zweier-Hochbett drin und sonst ist kein Platz.

Die Hütte hier ist nicht der Hit - italienisch halt. Es gibt keinen Schuhraum (wie sollen meine Schuhe je trocknen), keinen Trockenraum (ich habe meine Klamotten draußen aufgehängt, sie wollen es in den Gastraum stellen später - die trocknen nie!) und das Ambiente ist sehr kühl.


Aber ich habe mein Kabuff für mich, so wird es schon werden....

Und das Essen passt auch zum Ambiente - leider nichts besonderes und auch nicht soooo lecker.

Schade. Aber es kommen andere Hütten - es können nicht alle Hütten perfekt sein.


Nein Abendessen saß ich mit einem Pärchen zusammen, das in den Dolomiten Klettersteige gehen will. Wir sprachen über die weiteren Wege, von anderen Klettersteig-Gehern erfuhr ich, dass auf meinem geplanten Weg noch große, nicht schön zu gehende Schneefelder liegen. Und da ich auch nicht weiß, ob auf dem von mir geplanten Weg doch noch ein Stück Klettersteig liegt (in der Karte ist das nicht eindeutig zu erkennen gewesen), habe ich meine Tour kurzerhand umgeplant. Werde den Steig, den ich gestern ausgelassen habe, Morgen zurück und um die Berge herum gehen. Das ist die sicherer Variante.


Und morgen soll das Wetter besser werden. Ich glaube es erst, wenn ich es sehe, diesen Satz haben ich in den vergangenen fünf Wochen zu häufig gehört - und nichts ist passiert. Trotz Schnäpsen, Bowle und ganz vielen gedrückten Daumen. Danke für eure seelische und gedankliche Unterstützung. Irgendwann muss es fruchten. 😂


Abends klarte es noch ein bisschen auf - ist das ein gutes Zeichen für Morgen?


Bis dann, hoffen wir auf den Wettergott!

Gute Nacht!


Knut

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