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AutorenbildKnut

Willkommen in Frankreich - tschüss GTA

Der erste Blick nach draußen - toll. Die kompletten Berge zu sehen, die obersten Spitzen schon rötlich von der Sonne angestrahlt. So geht Aufwachen! 🥳

Der Wetterbericht sollte also Recht behalten - zumindest bis heute morgen um 8e. Wie der restliche Tag werden wird, konnte ich noch nicht wissen. Aber die Motivation und die Lust sind natürlich schon eine andere, wenn es Aussicht auf Aussicht gibt!



Raus aus den Federn, angefangen zu packen, Frühstück um 8e. Wieder sehr karg, dafür in netter Berliner Runde. Und so konnte ich um 9e vom Refugio aus starten. Die Schuhe waren - bedingt durch den Regen-Spaziergang am gestrigen Nachmittag - nicht ganz trocken, aber das wird schon. Und wenn ich oben an der Scharte durch den Schnee muss, werden sie eh nass.

Der erste Weg ging am See entlang in Richtung der Staumauer, bevor ich in einen Wanderweg abbog. Am Anfang völlig matschig wegen Schafen und Ziegen, die hier den letzten Tag gegrast hatten, aber zum Glück nur im unteren Bereich, weiter oben ging es wieder. Erst in Serpentinen, dann auch längs des Hanges, kam ich weiter und weiter nach oben. Durch den gestrigen Regen war ganz viel Schnee weg getaut, das hatte man schon von unten aus erkennen können. Der Blick heute war herrlich. Zurück der Blick auf die Scharte und den Abstieg von Vorgestern, zurück auf den Stausee und die umgebenden Gebirgszüge, zurück auf das Refugio, in dem ich zwei Nächte war.



Kurz vor der Scharte dann der erste Schnee auf dem Weg - und eine große Überraschung: Der sonst so weiche Schnee, in den ich bei jedem Schritt mehr oder weniger tief einsank, war komplett fest. Ich hinterließ stellenweise nicht mal einen Fußabdruck. Was leider dazu führte, dass ich AUF dem Schnee rutschte. Und das war alles andere als angenehm. Zum Glück waren noch Spuren von vor drei oder zwei Tagen zu erkennen, diese "Löcher" nutze ich und somit war es deutlich entspannter. An der Scharte selbst dann ein kleiner Teich, mit Eis überzogen, außen herum Schnee, dazu die Sonne. Ein toller Anblick. Nur kalt war es, der Wind zog über die Senke und da half auch die Sonne wenig. Ich hatte es beim Aufstieg kurz ohne Jacke versucht - nein, dafür waren die Temperaturen einfach noch zu niedrig und die Sonne nicht stark genug.



Um aus dem Wind zu kommen, hielt ich mich nicht lange an der Scharte auf. Heute hatte ich aber zum Glück auch mal eine Aussicht am Übergang von einem zum anderen Tal. Ist keine Selbstverständlichkeit mehr, wie ich die letzten Tage festgestellt habe. Und so zeigte sich ein traumhaftes Panorama, hohe Berge mit Schneekuppen, unten im Tal ein Refugio, an dem ich später noch vorbei kommen sollte. Und ich konnte schon auf den zweiten Aufstieg des Tages schauen - schön zu sehen auf der anderen Seite des Tales. Sah aber auch nicht so schwer aus.


Kurz unterhalb der Scharte dann ein kleiner Teich, in dem sich die gegenüber liegenden Berge spiegelten. Wir schön! Ich liebe das! Und am Ufer dieses glasklare Wasser... Wobei ich mir nicht sicher bin, ob dieser Teich immer hier ist - am Grund war Gras wie außen herum zu sehen - wahrscheinlich läuft er irgendwann leer....

Für mich lieferte er aber ein sehr schönes Motiv.



Es folgte ein sehr einfacher Abstieg, der Weg war wenig steil, hatte langgezogene Serpentinen und ich musste nur ab und zu eine Stufe überwinden. Die Ausblicke waren toll. Endlich. Gegenüber ein großes Bergmassiv, linker Hand eine Bergkette mit schneebedeckten Gipfeln, und rechts der weitere Weg zwischen ebenfalls dominierenden Felswänden.

Heute wurden es wieder einige Bilder, die ich schoss.



Im Tal angekommen, bog ich auf der Schotterstraße nach rechts ab. Wäre jetzt nicht so wichtig, ob rechts oder links, aber es war eine besondere Richtungsänderung: Denn ab hier lief ich nicht mehr auf dem GTA. Bei Etappe 11 war ich kurz nach Domodossola eingestiegen, hab bis Susa alle Abschnitte mitgenommen. Dann kam die Zug- und Busfahrt über Turin nach Sampeyre - womit ich 11 Etappen ausließ. Und ja, die zwei Etappen, an denen das Wetter so wahnsinnig schlecht war. Aber alles in allem bin ich von den 65 offiziellen Etappen somit 32 Etappen gelaufen - also die Hälfte. Und heute habe ich die GTA verlassen.


Noch im Tal, wanderte ich an einem Refugio vorbei, dass verhältnismäßig gut in Schuss aussah. In grau gehalten, mit roten Fenstern und Fensterläden, sah eigentlich ganz gut aus. Die fünf aus Berlin wollten bis hierher laufen - für mich zu wenig. Ich hatte gerade mal die Hälfte hinter mir, was Strecke und Höhenmeter anging. Und so machte ich mich an den zweiten Aufstieg des Tages. Ich lief auf einer alten Handelsroute, dementsprechend war hier der Weg sehr breit und gut zu gehen. In weiten Schwüngen, nur unterbrochen bzw. zerstört von schweren Murenabgängen, schlängelte sich der Weg nach oben. Leider blies ein echt kalter Wind vom Berg herunter, ich fror in meinem Langarmshirt, wollte aber nicht schon wieder meine Jacke anziehen - gefühlt das zehnte Mal, an, aus, an, wieder aus. In der Sonne angenehm warm, war der Wind gleich unangenehm kalt. Also weiter laufen, nicht stehen bleiben, bis zu Scharte, danach wird es sicherlich besser. Nur mit dem 'nicht stehen bleiben ' klappte es heute nicht so recht. Ich fühlte mich irgendwie nicht fit, tat mich schwer. Manchmal habe ich das Gefühl, die Pausentage schaden mir mehr als dass sie mir helfen.



Aber dennoch kam ich oben an, klar. Nur halt ein klein wenig langsamer. Kurz vor der Scharte stand noch ein altes, fast eingefallenes Gebäude: Ob das noch aus der Zeit des Handels kommt oder aus der Zeit des 2. Weltkrieges - ich weiß es nicht. Vermutlich eher das zweite. Zumal auch ein kleiner Bunker am Übergang zu sehen war. Und hier lag genau die Grenze zu Frankreich.


Auch an dieser Scharte das gleiche Spiel: sehr starker Wind, sodass ich mich nicht lange hinsetzen und Pause machen wollte. Die hatte ich zwar nötig, aber ich sah schon ein Stückchen weiter unten einen kleinen See liegen, dort war es sicherlich besser. Und vielleicht finde ich dort auch einen windgeschützten Platz. Also weiter....

Der Abstieg ins Tal war wieder sehr angenehm. Der Weg nicht zu steil, nur mit wenigen Felsen oder Steinen gepflastert. So konnte ich auch mal den Blick heben - um zum Beispiel die Gämsen zu betrachten, die nicht mal 10 Meter von mir weg in Ruhe spazierten und frasen. Völlig gelassen. Als wenn es das Normalste der Welt ist, das ein orangener Mensch vorbei geflizt kommt - okay, heute vielleicht nicht geflizt. Heute nur mäßig schnell. Es war toll, die Tiere aus der Nähe zu sehen.



Am See dann einen Platz gefunden, der nicht durch den Wind zu stark betroffen war. Aber selbst mit Fleece und Regenjacke wollte es mir nicht richtig warm werden. Aber für eine Pause mit meinem Sandwich, welches ich heute mit auf den Weg bekommen hatte, war es noch auszuhalten.

Der restliche Abstieg ging dann relativ schnell und so erreichte ich um drei Uhr das Refugio de la Madone de Fenestre. Klingt hochtrabend, ist es aber nicht. Eine schreckliche Unterkunft, vom französischen Alpenverein betrieben. Gut, es ist nur für eine Nacht, aber nicht ein Ort, wo ich einen Schlechtwettertag abfeiern wollte. Soll es morgen auch nicht geben - es soll besser als heute werden.



Es war so bitter kalt überall. Ich hatte zwar geduscht, aber ich musste mir zwei paar Socken anziehen, hatte neben T-Shirt und Fleecehoody noch meine Daunenjacke an - und trotzdem fror es mich. Draußen in der Sonne ging es noch, aber sobald diese weg war.... Und drinnen gab es einen Holzofen, der auch geschürt wurde, aber nur einmal - und dann kümmerte sich niemand mehr drum bzw. war kein Holz da.

Es kamen immer mehr Gäste, beim Abendessen saßen ca. 25 Personen an den Tischen - größtenteils mit Daunenjacke und teils Handschuhen. Der Wirt versorgte alle alleine - was ich echt heftig fand. Aber das Essen war lecker. Und da alle zusammen an den Tischen saßen und das Essen in Schüsseln serviert wurde, entstand eine schöne Gemeinschaft.


Leider ging das Internet hier nicht. So schrieb ich zwar Blog, konnte es aber nicht veröffentlichen. Sorry!


Nun denn, meine erste Nacht in Frankreich beginnt, ob sich das wohl etwas anders anfühlt? Ich denke eher nicht....


Bonne nuit!


Knut

88 Ansichten2 Kommentare

2 Comments

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LIP
Sep 25, 2024

Sehr schöne Bilder mit den Spiegelungen im Wasser und dem blau-weißen Himmel... 🏞️ 📸

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Knut
Knut
Sep 26, 2024
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Vielen Dank, das mag ich auch immer besonders.... Selbst die kleinsten 'Tümpel' können tolle Szenarien hervorbringen...

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