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Yippie!!!! Ich sehe das Meer!!!!

Ich habe es tatsächlich geschafft und alle meine Klamotten bis zum Morgen trocken bekommen. Yeah! Nur die Schuhe - da bestand keine Chance. Sie waren immer noch sehr, sehr nass, aber ich dachte mir, wenn das Wetter heute besser ist, wird sich das über die Dauer auch ergeben. Und an meinem heutigen Ziel, dem Campingplatz "Domaine de Saint-Madeleine" nahe Sospel, würde ich schon noch die Möglichkeit haben, die Restnässe raus zu bekommen.


Die Nacht war gut gewesen, wenn auch ein 1,4 m breites Doppelbett für zwei 'fremde' Personen relativ wenig ist. Aber Xavier und ich arrangierten uns, jeder hatte seine Hälfte und wir kamen uns nicht in die Quere. Wir konnten ja froh sein, dass wir eine Übernachtungsmöglichkeit bekommen hatten - und es gab auf meiner Reise definitiv viele Personen, mit denen ich sowas nicht gemacht hätte. Aber Xavier war wirklich sehr nett und wir verstanden uns prächtig!


Es war uns versprochen worden, dass um 8e jemand kommen wird, um uns ein Frühstück zu bereiten. Zur entsprechenden Zeit war aber unten im Gastraum alles dunkel. Und nun? Heute stand eine längere Strecke auf dem Programm, 22 km, knapp 400 Hm rauf, aber gewaltige 1.700 Hm runter! Da will ich nicht so spät los - und hungrig schon zweimal nicht. Zumal ich unterwegs nirgends etwas zu Essen bekommen könnte.

Aber um 20 min. nach 8e dann doch ein Auto.... und frische Croissants. Der Rucksack war schon fertig gepackt, noch schnell alles fertig machen und.... ja, leider erstmal Abschied nehmen! Xavier wollte die Strecke von gestern nochmal ein Stück zurück laufen, weil sie an sich genau seinen Vorstellungen vom Wandern entspricht. Das Wetter war gut, und am Nachmittag sollte seine Freundin anreisen. Dann werden wir uns heute nicht mehr sehen... Sehr schade. Aber irgendwann ist es so, dann trennen sich die Wege.

Xavier, vielen Dank für die schöne Zeit!



Ich startete mal wieder in kurzer Hose und T-Shirt. Unglaublich, was das für ein Wetterwechsel war. Gestern noch mit einer der schlimmsten Tage meiner Tour, heute fast wolkenloser Himmel und es sollten am Zielort 24 Grad geben! Durch einen Wald, dann durch Grashänge, ging es auf einem Höhenweg in Richtung Süden. Es war so schön still, nur das Röhren von Hirschen war zu hören. Nach knapp drei Kilometern blieb ich stehen und dachte mir, dass die Landschaft ein schönes Motiv abgeben würde. Ich machte ein Foto und plötzlich fiel es mir auf: Ich sehe das Mittelmeer!!! Tatsächlich ja, da vorne ist das Meer zu sehen! Wie geil ist das denn! 🥰

Am 120 Tag meiner Reise, nach gelaufenen, echten 1.790 km, sah ich zum ersten Mal das Mittelmeer! Wow! Ich war echt überwältigt, emotional ergriffen. Pipi kam mir in die Augen, so sehr freute ich mich!!! Das Ziel lag nicht mehr weit, ich konnte es mit eigenen Augen erkennen und nicht nur anhand von Zahlenwerten abschätzen. Gestern wäre es schon möglich gewesen - das besch.....eidene Wetter hatte es verhindert.



Nachdem ich mich beruhigt hatte, ging ich

weiter. Voller Freude und Stolz im Bauch. Flotten Schrittes kam ich an einem Denkmal aus dem 2. Weltkrieg vorbei, dass mehrere Häuserruinen, aber auch einen Panzer zeigte. Also auch hier die Erinnerungen an diese schlimme Zeit. Daran anschließend folgten Passagen durch den Wald, über Scharten und an Grashängen entlang. Und immer wieder der Blick aufs Meer - das war nun so schnell gegangen, von heute auf morgen. Gegen Mittag machte ich auf einer vorgelagerten Bergspitze eine kurze Pause und schaute die Hügel und das Meer an. Es gefiel mir. Ich war entspannt. Ich war voller Freude.



Kurz bevor ich den Weitwanderweg GR52, der bis nach Menton am Mittelmeer führt, verließ, traf ich noch auf ein paar neugierige Pferde zwischen den Bäumen. War schön, ein bisschen mit ihnen zu reden und sie zu streicheln.

Der Weg war nun nicht mehr so ausgetreten und es lagen ganz viele, umgestürzte Baume darüber. Ist das eine gute Idee, diesem Pfad zu folgen? Wie oft hatte ich schon das Problem, dass anfänglich ordentlich aussehende Pfade immer schlimmer wurden und dann im Nichts verschwanden!!! Aber es schien so, dass hier zumindest ganz ab und zu mal jemand läuft. Und nach einigen Metern entdeckte ich Steinmandl, also ein klares Zeichen für Wegmarker. Also komm, dass wird nicht ganz so schlimm werden.... Und so war es dann auch. Mithilfe des GPS-Signals fand ich immer wieder zurück auf den Weg, später kam ein zweiter Pfad dazu und zusammen war es dann etwas Ordentliches! Und er war sehr schön, der Pfad durch den Wald und Trockengesteinshänge, ein toller Wanderweg. Mittendrin dann noch eine Pause mit Blick ins Tal, wo ich auch schon den Campingplatz sehen konnte. Als ich an den ersten Häusern vorbei kam, wurde der Weg zu einer befestigten Straße und so konnte ich bald am Campingplatz einmarschieren.



Es war erst halb 5e, und die Rezeption hatte nur von 6e bis 7e offen. Aber man sollte sich als Neuankömmling einfach irgendwo hinstellen und sich später anmelden. Gesagt (besser: Geschrieben) - getan. Ich war noch nicht mal an einer passenden Stelle angekommen, wurde ich von einem Rentner angesprochen. Nachdem klar war, dass wir beide aus Deutschland kommen, fiel auch die Sprachbarriere. Und als ich erzählte (ich wurde gefragt, wo meine Reise begonnen hatte), dass ich seit Wien wandere, waren gefühlt alle Schranken offen. Er - Manfred - fragte mich sogleich aus und war hell auf begeistert. Ich dachte mir, ich frage mal, ob er wüsste, ob man hier etwas zu Essen bekommen könnte, ich hatte da was im Internet gelesen. Nein, wüsste er nicht, aber Moment, ich soll mitgehen! Und so führte er mich zu seiner Frau Caro, und schwupps war ich zum Abendessen und einem Glas Wein eingeladen - keine zehn Minuten, nachdem ich am Campingplatz angekommen war. Was für nette Leute es auf der Welt gibt!!!!



Nach dem Zeltaufbau und einer tollen Dusche - die Sanitäranlagen sind hier echt super in Schuss - sollte ich vorbei kommen, hatte Manfred gesagt. Ich bekam eine extra große Portion Spaghetti mit Soße, danach noch Reis mit Gemüse, Wein und später noch Datteln. Unglaublich liebevoll. Im Gespräch stellte sich heraus, dass sie aus einer Gegend sind, die ich von früher kenne bzw. meine Eltern heute noch oft sind. So cool. Es gab viel zu erzählen - und nicht nur von meiner Seite aus, Manfred ist trotz seiner fast 80 Jahre immer noch wahnsinnig aktiv.

Und weil ich nicht schon genug verwöhnt wurde, boten sie mir an, mich morgen früh auf ihrer Fahrt Richtung Gardasee bis nach Sospel mitzunehmen, dann würde ich mit einen Weg sparen.

Ich wollte in Sospel ein bisschen etwas einkaufen für meinen morgigen freien Tag, sonst habe ich nichts zu Essen. Also nahm ich die Einladung an. Und den übrigen Wein und die übrigen Datteln sollte ich auch gleich noch mit einpacken. Ganz lieben herzlichen Dank!


Bestens gefüttert und abgefüllt ging ich in mein Zelt, genoss den Wind in den Bäumen über mir und hörte wieder, wie mehrere Hirsche um die Wette röhrten, und einen Kauz, der in der Nähe rief. Es gibt Schlimmeres zum Einschlafen.

Morgen dann einen Tag Pause, um mich seelisch und moralisch auf meine Ankunft vorzubereiten. Und hier auf dem Campingplatz ist es definitiv billiger und schöner als in einem teureren Hotel oder in einer Pension - die kostet mich das Fünffache!


Gute Nacht, ihr Lieben!


Euer Fast-da-Knut


P.S. meine Schuhe waren übrigens ab dem Nachmittag Trockengelaufen! So kann es auch gehen!

50 Ansichten2 Kommentare

2 Comments

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uettling
Sep 29, 2024
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Ist ja richtig wie wir inseren Sohnemann eingeschätzt haben, es war ja kein Tritt in den Hintern Richtung Meer, aber etwas aufrichten nach soo einem Sch......wandertag kann nie schaden! Aber erschrick nicht nach der Ruhe in den Bergen über den Großstadtrummel in Nizza, such Dir lieber eine schöne ruhige Bucht zum Entspannen im Meer, daß Du in Ruhe Deine vergangenen Monate Revue passieren lassen kannst. Herzlichst B u U

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Knut
Knut
Sep 29, 2024
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Hi ihr Beiden!


Das ist lieb von euch, danke!

Ja, werde mir etwas entsprechendes suchen, komme ja schon deshalb nicht direkt in Nizza an, sondern ein kleines Stück außerhalb (östlich).

Das wird schon - und nach so langer Zeit der Ruhe kann ein bisschen schönes Stadtleben ja auch interessant sein - ist nicht auf Dauer!


Liebe Grüße,

Knut

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