Nach dem bombastischen Sonnenuntergang von gestern Abend startete der Tag weniger spektakulär, aber zumindest schien die Sonne und es versprach wieder ein heisser Tag zu werden.
Ich packte meine sieben Sachen soweit es ging, anschliessend ging ich hinunter in den Gastraum, wo ich mein ebenso wenig spektakuläres Frühstück zu mir nahm. Heute gab es dafür viel Kaffee, der wie immer sehr lecker schmeckte. Das können die Italiener wirklich.
Nach dem Losgehen schaute ich erstmal wieder an meiner Bank mit italienischem Empfang vorbei, um die letzten Sachen für den heutigen Tag zu klären. Da ich mich fast die ganze Zeit an der Grenze zwischen Italien und der Schweiz bewegen werde, ging ich davon aus, dass ich den kompletten Tag über keinen Empfang haben werde. Also musste vorher alles geklärt und abgestimmt sein. Unter anderem alles mit der Unterkunft, die ich gebucht hatte.
Der Weg verlief zuerst entspannt mit einem leichten Anstieg. Da er sehr viel begangen war und auch als Mountainbike-Strecke diente, war er gut zu gehen und so konnte ich etwas aufs Tempo drücken. Ich hatte heute viele Kilometer vor mir, bis nach Lugano mitten in die Stadt hinein. Nach einer 'Scharte' ging es leicht bergab, erst über eine Schotterstrasse, später über einen Weg, der komplett mit Gras bewachsen war und sich wunderbar weich lief. Die Aussicht war toll, man konnte die Schweizer Berge zwischen dem Comer See und dem Luganer See betrachten, sah vielen kleine Dörfer an den Hängen und alles lag noch in einem leichtem, morgendlichen Dunst.
Ich wechselte in einen Buchenwald, lief auf einem breiten Wanderweg leicht bergab, es ging gut. Ich packte die Stecken weg, ich muss auch mal ohne laufen. Sonst verlerne ich das noch... 😉
An der Alpe Pairolo vorbei ging es doch noch ein paar Höhenmeter über eine Wiese nach oben - aber ich will doch nach unten nach Lugano... Na gut, so groß war der Aufstieg auch wieder nicht - gerade mal gut 60 Hm. Die sollten es nicht rausreißen.
Wieder hinein in den Buchenwald, sollten weitere, viele Höhenmeter verloren gehen. Was mir aber sofort auffiel: der Wald erinnerte mich total an die Schwäbische Alb und den Albtrauf. Der gleiche Buchenwald, die gleichen Steine mit dem gleichen Bewuchs mit Moos und Flechten, die gleiche Wegbeschaffenheit, sogar gefühlt die gleichen Äste, die herum lagen. Es war wirklich wie Zuhause! Und das über eine Länge von gut 8,5 km. Jeder, der schon einmal bei Kirchheim an der Teck oder Dettingen oder in der Nähe am Albtrauf gewandert ist - so könnt ihr es euch 1:1 vorstellen. Toll! Ich fühlte mich Daheim. Nur die Blicke ins Tal waren anders: viel, viel tiefer. 😁
Einziges Manko: in den ersten zwei Stunden wurde ich permanent von zwei, drei oder mehr Bremsen umschwirrt. Die kleinen schmalen, die bei mir tagelanges Jucken auslösen. Ununterbrochen. Ohne Pause. Ich kam mir vor wie ein Vieh auf der Weide. Schrecklich. Das hat echt den Spaß verdorben. Ich bin eh schon so oft gestochen worden, da brauchte ich nicht noch mehr.
Irgendwann war dann Schluss - sowohl mit dem Weg durch die 'Schwäbische Alb', als auch mit den lästigen Bremsen. Ich kam in die ersten Siedlungen, es ging nochmals durch einen Wald steil nach unten, hier dominierten aber Esskastanien das Bild. Und schlussendlich gelangte ich zu den ersten Ausläufern von Lugano.
Zwischen den Häusern über viele Treppen, aber auch auf Straßen, gelangte ich sehr schnell ins Tal und in die Stadt.
Ich muss mich gleich um eine SIM-Karte kümmern, nachdem ich kein Netz habe, kann ich auch nicht den Zugangscode zum Hotel (ohne Rezeption, self-checkin) bekommen. Im Hotel hätte ich WLAN - aber das hilft mir jetzt nichts.
Kein Problem, hatte ja im Internet Anfang des Jahres gelesen, dass man das in allen Geschäften und Zeitungs-Kiosks bekommt. Alles kein Aufwand. Denkste....! Erster Kiosk: No! Post? Nö! Lidl? Nicht gefunden! Richtung Zentrum gelaufen, zwischendurch einen Studenten gefragt! Hier, zwei Straßen weiter... Cool...! Nur wo? Falsch geschickt...
Zufälligerweise Mann auf der Straße gesehen, der in sein Auto von Swisscom (mein Wunschanbieter) etwas einlädt. Gefragt, wo den sein Arbeitgeber solche Prepaid-Karten verkauft!? Und ja, nur zwei Straßen weiter im Migros, Zeitungsladen.... Nö! Auch nicht. Aber zwei Straßen weiter.... Ach, leckst mi do am A..., heiß i Buchbinder Waninger, oder was!? Aber da war er dann doch, der Laden. Nur 30 min. gewartet, bis der Rentner vor mir fertig war, dann mit Dolmetscher alles geklärt, Prepaid-Karte bekommen, eingebaut, geht. Zurück zum Hotel, währenddessen das Letzte geklärt, damit ich rein kann. Und so hatte ich nach nur fast drei Stunden und zusätzlichen 3,4 km Wegstrecke dann doch eine SIM-Karte für die Schweiz. Ich liebe dieses Land!
(Bin gespannt wer sich traut zu sagen: "Hättest du alles vorab schon übers Internet machen können....!" 😂)
Irgendwann hatte ich dann auch den Zugangscode zum Hotel, ich 'checkte' mich also selbst ein und bezog mein komfortables Zimmer - natürlich ohne Klimaanlage, wer braucht das schon in einer Stadt wie Lugano bei 34 Grad....
Ich postete meine Blogs der letzten beiden Tage, machte mich nochmals auf, damit ich etwas zu Essen bekomme und lief bis ans Wasser. War schon schön! Vorher noch eine Ausstellung mit lauter angemalten Elefanten, waren tolle Exemplare dabei.
Bis ich dann ein Restaurant fand, wo ich mir mit Badelatschen und 0815-Klamotten nicht völlig bescheuert vorkam, dauerte es auch einer Weile. Und nach der völlig überteuerten Pizza gönnte ich mir noch ein völlig überteuertes Eis. Das war aber wenigstens sau lecker....
Bis ich zurück war, hatte ich dann fast 29 km und über 1.400 Hm runter auf der Uhr. Was ein Tag.
Mal sehen wie die Nacht wird - mit Ventilator und Blick auf die Straße. Zum Glück habe ich Ohrenstöpsel! 😜
Schlaft gut
Knut
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