Was für eine geruhsame Nacht. Keine Mücken, keine Hunde, keine Kuh- oder Ziegenglocken, es war einfach nur still. Ein bisschen Wind, der die Zeltplane ab und zu rascheln ließ. Sonst nichts. Toll.
Klar, auf der Isomatte schläft es sich insgesamt nicht so gut, daher war ich heute morgen nicht komplett fit, aber ich war auch nicht übermäßig erschlagen, als um 7e der Wecker ging.
Und dann der erste Blick aus dem Zelt; unglaublich schön! Das ist es, was am Berg gefällt. Aufstehen, die Sonne scheint, die Luft ist noch frisch, im Idealfall liegen unten im Tal noch Wolken (was heute leider nicht der Fall war).
Aufgestanden, Kocher rausgeholt, Wasser für Tee und Haferflocken heiß gemacht. Und somit gab es Haferflocken in heißem Wasser aufgeweicht, dazu ein paar Rosinen und einem halben, klein geschnittenen Apfel, alles mit Zimt garniert und als Heißgetränk einen Earl Grey-Schwarztee. Könnte schlechter sein....
Bis dann das Zelt einigermaßen trocken, alles zusammengepackt und verstaut war und ich los konnte, war es doch schon wieder kurz nach 9e. Wahnsinn. Wie die Zeit vergeht.
Grad wollte ich starten, als ein Pärchen um die Ecke kam und freundlich auf italienisch grüßte. Ich grüßte natürlich zurück, direkt danach sprachen sie aber deutsch miteinander. Also sprach ich sie an und wir unterhielten uns kurz. Sie hatten auch am Berg übernachtet, aber an dem anderen Refugio (wo so viele Fliegen waren), sie gingen nur noch ins Tal und machten dann Schluss mit ihrer GTA-Tour. Na dann, guten Abstieg und einen schönen Resturlaub.
Ich überholte sie relativ schnell wieder und nach ein paar oberflächlichen Sätzen verschwand ich im Voraus. Der Abstieg war einfach zu gehen, wie schon erwartet wieder nur im Wald, der Weg war bereit und gut gepflegt und nicht zu steil. An einer Alpe vorbei kam ich relativ schnell in das erste Dorf Olino. Klein, total süß, und mitten durch ging der Weg. Ich habe ein Video gemacht, muss ich euch zeigen.
Der weitere Abschnitt bis nach Virgino war wenig aufregend, und so war ich schon bald unten im Tal an der Hauptstraße. Ich wusste, dass es hier eine Gaststätte gab und lief hin. Von der Zeit her passte es perfekt, um etwas zu essen. Wenn ich abends wieder selbst versorgen muss, wird es sehr sparsam. Also lieber mittags ein bisschen was zu sich nehmen.
Eine Kleinigkeit gegessen und getrunken, kam das Pärchen an. Und setzten sich auch zum Essen. Und nach kurzem Gespräch bot er mir seinen GTA-Nord Wanderführer an - halt alles auf italienisch. Aber mit sehr guten Karten. Vielen Dank!
Irgendwann musste ich auch weiter, es war schon 13:30 Uhr und ich hatte noch den kompletten Aufstieg mit fast 1.200 Hm vor mir. Aber egal, wenn ich um 18 Uhr oben bin, reicht es ja immer noch.
Erst lief ich an einem Wildbach entlang, auf einem schönen Wanderweg in etwas Höhe, teilweise in den Fels gehauen. So wanderte ich eine zeitlang, bis dann der 'richtige' Aufstieg folgte. Und es war wie schon die letzten Tage: einmal steil rauf. Steil. Ohne Pause. Immer durch den gleichen, monotonen Buchenwald. Und keine Pause. Einfach nur rauf. Puuuh. So macht das Wandern echt keinen Spaß. Da kenne ich aus den früheren Tagen meiner Tour bessere Etappen. Aber hilft ja nichts, muss ja irgendwie hoch kommen.
An einer Alpe machte ich nach über 700 Hm nonstop rauf eine kleine Pause. Da hier keine Bäume standen, gab es endlich auch mal Ausblick. War schön. Auch wenn teilweise graue Wolken die Gipfel einnebelten, war es herrlich, hier zu sitzen und zu pausieren.
Und dann die letzten Höhenmeter für heute, einmal noch rauf, dann sollte es bis zum Refugio Alpe del Lago (einer Selbstversorger-Hütte) nur noch bergab gehen. Ein paar Himbeeren versüßten mir die letzten Meter, bevor ich an das Refugio kam. Und es waren bereits drei Männer da, alle deutschsprachig. Cool, heute also nicht alleine (wenn schon kein Internet geht).
Schnell war ein Gespräch beisammen, es ging um den GTA, natürlich auch im meine Wanderung, und dann ums Essen. Die drei hatten dort übernachtet, wo ich zu Mittag gegessen hatte und hatten sich vorsorglich schon mit Nudeln, Schinken und Brot eingedeckt. Einer hatte sich eine Calzone machen lassen und diese dabei. Und hier im Refugio gab es alles, was man für eine Selbstversorgung braucht: fließendes Wasser, ein bisschen Strom, einen Gasherd mit Backofen, und Geschirr sowie Besteck und ausreichend Töpfe. Und so machten wir uns alle etwas zu Essen und aßen zusammen. Sehr schön. Und zwei der Herren hatten Heidelbeeren gesammelt, die es danach zum Nachtisch für alle als Kompott gab - saulecker. Es war eine richtige Gemeinschaft, richtig angenehm. Danach zusammen abgespült, alles wieder sauber gemacht, immer noch einiges erzählt. Ein wirklich überraschend unterhaltsamer Abend.
Morgen gehen wir alle vier die gleiche Route - eventuell auch zusammen. Und dann könnte es sein, dass wir auch zusammen in der gleichen Unterkunft übernachten - viel Auswahl gibt es im Dorf nicht.
Wäre schön! Mal sehen...
Habt noch einen schönen Abend
Und bis Morgen
Ciao, euer Knut
Hey Knut, GTA Nord, da war ich auch schon unterwegs für 14 Tage…. Vor 🤔 ca 25 Jahren. 😂 viel Spaß und liebe Grüße aus Kopenhagen Silke